Philosophische Wissenschaftshistorie: Grundsatzfragen / Verlaufsmodelle
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Beteilige Person: Charpa, Ulrich 1952- (VerfasserIn)
Format: Elektronisch E-Book
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Wiesbaden Vieweg+Teubner Verlag 1995
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Links:https://doi.org/10.1007/978-3-322-88778-8
Beschreibung:1474 wird in Basel ein stolzer Jüngling angeklagt. Die Meinung der Experten ist eindeutig. Es liege ein lusus naturae der übelsten Sorte vor, ein wahrhaftes crimen, verübt durch Hexerkraft. Die feierliche Hinrichtung findet wie üblich vor einer begeisterten Menge auf dem Rathausplatz statt. Bei dem Angeklagten handelt es sich um einen kleinen Hahn, beschuldigt und überführt, ein Ei gelegt zu haben. Die Zeiten ändern sich und die Expertenmeinungen mit ihnen. Die meisten Menschen aufgeklärterer Epochen würden wohl einiges darauf wetten, daß der Hahn unschuldig sein und ein Spaßvogel ihm das Ei unterlegt haben müsse. Bemerkenswerterweise ist diese Ansicht nicht begründeter als die der Baseler Richter. Die Hühnerkunde des 20. Jahrhunderts hat diverse Exemplare von Gallus L. nachgewiesen, die aussahen wie Hähne und sich als Hennen heraustellten; weitere Überraschungen sind nicht auzuschließen. Der Baseler Fall gehört nicht zu den Themen besonderer Dignität, birgt aber im kleinen alles, was Wissenschaftsphilosophie zu beunruhigen wie auch zu inspirieren vermag: wechselnde Auffassungen, vermeintliche Evidenzen, strittige Schlüsse und unklare Verhältnisse zwischen Wissenschaft und Gemeinwesen. Das Ergebnis solcher geschichtlicher Irritationen fällt entsprechend aus. Es gibt keine Philosophie der Wissenschaftsgeschichte in der Gestalt einer Disziplin, gegeben ist ein Themenfeld, dessen wichtigste Ordnungsstrukturen derzeit durch Kontroversstellungen gebildet werden
Umfang:1 Online-Ressource (VI, 258 S.)
ISBN:9783322887788
9783528066918
DOI:10.1007/978-3-322-88778-8