Město a městská společnost v procesu modernizace 1740-1918: = Stadt und städtische Gesellschaft im Prozess der Modernisierung 1740-1918
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Format: | Buch |
Sprache: | Tschechisch |
Veröffentlicht: |
Ostrava
Ostravská univerzita
2009
|
Schlagwörter: | |
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Beschreibung: | Zsfassung in dt. u. engl. Sprache u.d.T.: Stadt und städtische Gesellschaft im Prozess der Modernisierung 1740 - 1918 |
Umfang: | 399 Seiten Ill., graph. Darst., Kt. |
ISBN: | 9788073686888 |
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367
Stadt und städtische Gesellschaft
im Prozess der Modernisierung
1740-1918
Vorwort
Sehr geehrte Leser, die Publikation, deren
Niveau Sie gleich beurteilen können, entstand
als Resultat des zweitägigen wissenschaftlichen
Seminar „Stadt und die städtische Gesellschaft
im Prozess der Modernisierung 1740-1918",
das vom Lehrstuhl für Geschichte der Philoso¬
phischen Fakultät der Ostrauer Universität in
Ostrava und vom Zentrum für Wirtschafts- und
Sozialgeschichte der Ostrauer Universität in Os¬
trava in Zusammenarbeit mit dem Historischem
Institut der Akademie der Wissenschaften der
Tschechischen Republik in Prag vom 6. bis 7. No¬
vember 2008 in den Räumlichkeiten der Aula
der Ostrauer Universität veranstaltet wurde.
Das Thema, das wir für das Seminar ausge¬
sucht haben, ist ein wichtiger Bestandteil des
Projektes „Ökonomische und soziale Faktoren
des historischen Prozesses der Modernisie¬
rung", mit welchem sich das Team der Wis¬
senschaftler des Zentrums für Wirtschafts- und
Sozialgeschichte der Ostrauer Universität in Os¬
trava beschäftigt, das im April 2008 gegründet
wurde. Unserer Meinung nach handelt es sich
um eine aktuelle und in der tschechischen his¬
torischen Wissenschaft wenig erforschte Proble¬
matik, die eine Schlüsselbedeutung für das
Verständnis der komplizierten Beziehungen der
zeitgenössischen Gesellschaft hat. Das Thema
der Modernisierungsprozesse der städtischen
Gesellschaft berühren mehr oder weniger alle
Studien mit der entsprechenden raumzeitlichen
Eingliederung, ohne
dass
sie von ihnen explizit
benannt werden. Für uns dienten vor allem die
deutschsprachigen Arbeiten von
Kocka, Gall,
Stekl,
Teutenberg, Wehler und Zimmermann1
1 Zitationen von diesen als auch weiteren Arbei¬
ten findet der Leser in diesen Arbeiten:
FASORA,
Lukáš: Svobodný občan ve svobodné obci?
Občanské elity a obecní samospráva města Brna
1851-1914.
Brno
2007;
FASORA,
Lukáš
-
KLADIWA,
Pavel: Obecni samospráva a lokální elity českých
zemi
1850-1918.
Koncept a dílčí výsledky výzkumu.
Český časopis historický,
2004, 4,
S.
796-826;
KLA¬
DIWA, Pavel: Město a městská samospráva éry
als Hauptinspiration, von den tschechischen
Forschungen kann man als beispielhafte Ver¬
bindung von ökonomischen und sozialen Pro¬
zessen auch die Ausarbeitung des Themas der
Funktionsgruppen der Gesellschaft des Auto¬
rentandems
Machačová-Matějček2
nennen, in
einigen Aspekten auch das Buch des Autoren¬
kollektivs
Horská-Maur-Musil3
oder die Publi¬
kation von Maier4.
Eine wichtige konzeptuelle Inspiration stellt
Staifs Auffassung der gesellschaftlichen Ver¬
änderung dar, die mit dem europäischen Mo-
dernisierungsprozess verbunden ist, in wel¬
cher die „alten" Eliten nicht mehr fähig sind,
die volle Funktionalität der gesellschaftlichen
Beziehungen zu sichern und damit unter den
Druck der „neuen" Eliten geraten, genauso wie
die Interaktion der Prozesse der gesellschaft¬
lichen Stabilisierung und der gesellschaftlichen
Veränderung.5 Diese Auffassung gilt unserer
Františka Josefa I. v procesu modernizace.
In:
GONĚC, Vladimír (Hg.): Česko-Slovenská histo¬
rická ročenka
2007.
Brno
-
Bratislava
2007,
S.
23-49;
KLADIWA, Pavel
-
POKLUDOVÁ, Andrea
-
KAF¬
KOVÁ, Renata: Lesk a bída obecních samospráv
Moravy a Slezska
1850-1914.
II.
Teil, Band
I.
Muži
z radnice. Ostrava
2008.
2
MATĚJČEK, Jiří: Malé město v českých zemích
v
19.
století a jeho vliv na fungování společnosti
(úvodní studie).
In:
MACHAČOVÁ, Jana
-
MATĚJ¬
ČEK, Jiří (Hg.): Studie
к
sociálním dějinám
19.
sto¬
letí
3.
Opava
1993,
S.
112-168;
MACHAČOVÁ, Jana
-
MATĚJČEK, Jiří: Nástin sociálního vývoje českých
zemí
1781-1914.
Opava
2002;
MACHAČOVÁ, Jana
-
MATĚJČEK, Jiří: Problémy obecné kultury v čes¬
kých zemích
1781-1989.
Kutná Hora
-
Opava
2008.
3
HORSKÁ, Pavla
-
MAUR, Eduard
-
MUSIL, Jiří:
Zrod velkoměsta Urbanizace českých zemí a Evropa.
Praha
-
Litomyšl
2002.
4
MAIER, Karel: Hospodaření a rozvoj českých
měst
1850-1938.
Praha
2005.
5
ŠTAIF, Jiří: Obezřetná elita. Česká společnost
mezi tradici a revoluci
1830-1851.
Praha
2005;
ŠTAIF, Jiří: Sociální dějiny
19.
století a jejich interpre¬
tační možnosti na prahu
21.
století.
In:
ČECHUROVÁ,
Jana
-
ŠTAIF, Jiří
(Hg.): K
novověkým sociálním
O
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368
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Um
Z
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Meinung nach nicht nur für die zentrale Ebene
(Staat, Land), sondern auch für das städtische
und beschränkt auch für das kleinbürgerliche
Milieu.
Das wissenschaftliche Seminar wollte sich
programmatisch eher mit „der Geschichte in
den Städten" als mit der Geschichte der einzel¬
nen Städte beschäftigen, d. h. mit ganzgesell¬
schaftlichen Prozessen und allgemeinen Ent¬
wicklungstrends, die an konkreten Beispielen
dokumentiert worden sind. Das alles unter dem
Blickwinkel der sog. strukturellen Geschichte,
die wir nach dem Muster der deutschen For¬
scher Jürgen
Kocka
und Winfried Schulze als
eine Sichtweise auf historische Phänomene
verstehen, nach welcher die innere Konstruk¬
tion, Verhältnisse, Zustand, überindividuelle
Entwicklung und Prozesse im Vordergrund ste¬
hen, weniger dann einzelne Ereignisse und Per¬
sonen; die wir als Methode verstehen, die ihre
Aufmerksamkeit eher den Bedingungen zuwen¬
det, dem Raum für die Entscheidungen und den
Möglichkeiten der menschlichen Handlung in
der Geschichte, sie erklärt eher kollektive Phä¬
nomene als Individualitäten und individuelle
Motive des Handelns. Zu den Studienobjekten
gehören nach dieser Sichtweise vor allem sozi¬
ale Gruppen, Strukturen und Makroprozesse.
Unsere Absicht war es,
dass
in den einzelnen
Beiträgen unter anderem Indizien erscheinen,
aufgrund welcher man beurteilen kann, wie
(nicht^bürgerlich, (un-)modern und (nicht-)
progressiv nach der Meinung der Autoren das
Milieu unserer (zisleithanischen) Städte im
langen 19. Jahrhundert war, vor allem in seiner
2. Hälfte, mit der Berücksichtigung der Genese
der älteren Entwicklung. War es ein liberal-bür¬
gerliches und initiatives Milieu, war es ein spezi¬
fisch „österreichisch" bürgerliches Milieu oder
eher konservatives, das nur ungern und nur auf
Druck des Staates den neuen Verhältnissen aus
dem Wege ging? Können wir bei der habsbur-
gischen Monarchie über eine Parallelexistenz
von qualitativ unterschiedlichen bürgerlichen
Schichten sprechen, d.h. können wir auf diese
Weise das großstädtische von dem kleinbürger¬
lichen provinziellen Milieu unterscheiden, oder
gab es in dem provinziellen Milieu de facto
keine bürgerlichen Schichten? In welchem
Maße entstanden im ethnisch gemischten
Milieu getrennte nationale bürgerliche Gesell¬
schaften? Finden wir greifbare und beweiskräf¬
tige Nachweise der (Nicht-OBürgerlichkeit in der
dějinám českých zemí
VI.
Sociální dějiny dnes.
Praha
2004,
S.
13-32.
Analyse
der langfristigen Verhaltensmuster, des
Handelns, in den Umwandlungen der Funkti¬
onen und Funktionsgruppen der städtischen
Gesellschaft? Welchen Inhalt haben nach den
Erfahrungen der einzelnen Forscher wichtige
Begriffe (z.B. Modernisierung, bürgerliche Ge¬
sellschaft, Liberalismus, Konservatismus, Identi¬
tät, Interessengruppen, gesellschaftliche Antago¬
nismen, gesellschaftliche Kommunikation) für
das städtische Milieu in der erforschten Zeit?
Anders gesagt, wir bemühten uns um eine Art
Integration von regionaler Forschung und den
partiellen Forschungen der sozioökonomischen
und kulturellen Phänomene, die unserer Mei¬
nung nach sehr oft eine Menge an wertvollen
Informationen bringen, deren Nutzbarkeit aller¬
dings allgemeinere Anbindungen an die ganzge¬
sellschaftliche Entwicklung benötigt.
Das Ziel der Veranstalter des wissenschaft¬
lichen Treffens war weiter,
dass
die Beiträge
thematisch eines oder mehrere Themen aus
dem folgenden Portfolio berühren, das wir in
drei Bereiche gegliedert haben:
I.
Quellen und Methodik
• unterschiedliche Quellentypen und deren
Verwendbarkeit
(z. B.
alte topographische Hand¬
bücher, Katastral-Schätzungs-Operate, Volks¬
verzeichnisse und Zählungen, Adressbücher,
Steuerverzeichnisse, Hausinhaberverzeichnisse,
Zeitungen usw.)
• Möglichkeiten der Nutzung von Belletristik
• methodische Anregungen zum Geschichts¬
studium der Städte mit Hilfe tschechischer als
auch ausländischer Literatur
(z. B.
neuen Anre¬
gungen für die Erforschung der Arbeiterschaft,
Säkularisierung der Gesellschaft, breitere Zu¬
sammenhänge des Prozesses der Disziplinie¬
rung und der Sozialisierung der ursprünglich
ungebildeten Bevölkerung, Weitergabe von Ver¬
haltensmustern und Rollen, Erziehung).
II.
Gesellschaftlich-ökonomische Prozesse
• Erbe der aufklärerischen Verwaltungsreformen
und ihr Einfluss auf die weitere Entwicklung
• Standpunkt der Vormärzgesellschaftseliten
zur Frage der Gemeindeselbstverwaltung
• Einfluss der Legislative des langen 19. Jahr¬
hunderts auf die Gestalt des städüschen Orga¬
nismus und seiner führenden Schichten
• Beziehung der städtischen Führungs¬
schichten zur Staatslegislative in der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts, alte und neue (alterna¬
tive) Eliten in dem städtischen Milieu und de¬
ren Vermischung, Rolle der alten Funktionse¬
liten im städtischen Milieu des 19. Jahrhunderts
(Adel, Kirche)
• Rolle der Staatsämter und
-institutionen
in
den Städten
• Verschiedenheit der Entwicklung von dem
retardierten kleinbürgerlichen Milieu und
dem Milieu der modernen industriellen Städte:
Träger und Widersprecher des Modernisie¬
rungsprozesses, seine Gewinner und Verlierer,
Konflikte der einzelnen Gesellschaftsgruppen,
Beziehungen der Munizipalitäten zu den Indus¬
triebetrieben
• Stadt als Einwanderungsraum, Integration der
eingezogenen Bevölkerung mit dem Wert auf
zwei Gruppen: a) Bildungsschichten b) niedere
Schichten
• Stadt als Kommunikationsraum (soziale
Kommunikation verstehen wir als Prozess, in
welchem die Informationen vermittelt oder aus¬
getauscht werden), Bedeutung von Vereinen
als zentralem Kommunikationsinstrument der
neuen Bürgerzeit, Zeitungen, Eisenbahn
• Konstituierung von nationalen Bürgergesell¬
schaften in den ethnisch gemischten Munizi¬
palitäten: Durchdringen vom Nationalismus
und dem ökonomischen Nationalismus in den
Mikrokosmos der Stadt, deren Befürworter und
Empfänger
III.
Konkrete Probleme der städtischen
Selbstverwaltung
• Aufbau moderner städtischer Infrastruktur,
deren Leitung und Finanzierung
• Städtische Wirtschaft und deren Probleme,
Städteverschuldung
• Kommunaler Verwaltungsapparat und des¬
sen Professionalisierung in der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts
• Frage der Qualifizierung der Selbstverwaltun¬
gen im kleinbürgerlichen Milieu
• Beziehungen der Munizipalitäten zur Land¬
selbstverwaltung und zu den Staatsämtern
• nationale und soziale Politik der Munizipali¬
täten (Beziehungen zu der „nichtherrschenden
Nationalität", Stellungnahme zum Heimats¬
rechtgesetz und zur sozialen Gesetzgebung,
Einwanderungspolitik usw.)
Das Seminar und die aus ihm entstandene
Publikation können selbstverständlich keine
kompletten und erschöpfenden Antworten auf
die angedeuteten Fragen geben, wir halten es
aber schon für eine sinnvolle Tatsache,
dass
beide zum Vergleich der Erfahrungen der ein¬
zelnen Forscher beitragen, denn die Interpre¬
tationen und Auswertung der oben genannten
Problemen sind in unserer Geschichtsschrei¬
bung sehr unterschiedlich. Die Ursache sehen
wir vor allem in der Tatsache,
dass
die histo¬
rische Wissenschaft auf diesem Gebiet oft mit
den aus anderen Wissenschaftsfächern über¬
nommenen Grundbegriffen arbeitet.
Bei dem wissenschaftlichen Treffen in Ostrava
im November 2008 wurden insgesamt 25 Bei¬
träge von Autoren aus unterschiedlichen Wis¬
senschafts-, Archiv- und Museenarbeitsstellen
vorgestellt. Für eine gewisse Schwäche halten
wir es,
dass
es trotz der ursprünglichen Absicht
nicht gelungen ist, auf eine genügende Art und
Weise die Problematik der Stadt und der städ¬
tischen Gesellschaft in der Aufklärungs- und
Vormärzzeit abzudecken. Aus einer relativ rei¬
chen Diskussion ergaben sich hauptsächlich die
Tatsachen,
dass
sich die tschechische und vor¬
her die tschechoslowakische Historiographie in
der Form von
Mikro-,
Makro- und Komparativ¬
herangehensweisen eher mit der Analyse von
einzelnen gesellschaftlichen Schichten als mit
dem Phänomen der Interaktion im städtischen
Milieu beschäftigten. Wie
Jiří Štaif
feststellte, ist
das ursprüngliche Modernisierungskonzept,
das von der Historiographie und anderen Wis¬
senschaftsfächern benutzt wurde, schon ein
bisschen „erloschen" und es ist die Zeit für
eine Verlagerung zum tragenderen Konzept
des Stadtmilieus gekommen, wo die Themen
der wirtschaftlichen, sozialen und politischen
Geschichte zur Geltung kommen und wo man
auch die Forschung der demographischen und
urbanen Prozesse eingliedern kann. Seiner
Meinung nach sollte die Stadt als
funktionelie
Gesamtheit erforscht werden, in welcher die
Interaktion von Handeln und Identitäten ver¬
läuft. Milan
Hlavačka
bemerkte,
dass
auf dem
Seminar die Problematik der Rolle des Bürger¬
tums bei der Einführung von liberalen, also
kapitalistischen Verhältnissen nicht erwähnt
worden ist, denn wir sind wahrscheinlich mit
dieser Art von Forschung von früheren Zeiten
her übersättigt; schwächere oder fehlende
Vertretung hatten auch die Rolle des Marktes
und des Konsums in Bezug auf die neuen
Markt- und Kommunikationsmöglichkeiten, die
Valorisierung der Bildung und der Familie im
Stadtmilieu und die Sekularisierung und die
Entchristlichung.
In Buchform erscheinen 26 Beiträge. Ihre
Aneinanderreihung respektiert die oben ange¬
führte Gliederung in drei thematische Bereiche,
denen noch zwei Einstiegsbeiträge vorwegge¬
hen. Das Portfolio der Studien ist relativ bunt,
aber nicht in dem Maße,
dass
sie keine be¬
stimmte Gesamtheit bilden. Ihre Homogenität
wächst unserer Meinung nach sukzessive. Wir
halten es nicht für sinnvoll, in der Einführung
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die kurz gefasste Charakteristik der einzelnen
Beiträge anzuführen, dazu dienen besser die
Resümees. An dieser Stelle betonen wir nur
das, was in dieser oder jener Studie explizit
oder implizit erscheint und was der Leserauf¬
merksamkeit nicht entgehen sollte:
• Charakteristik der mit der Modernisierung
verbundenen Schlüsselprozesse und ein Haupt¬
katalog der Grundelemente, die die Entstehung
der modernen städtischen Gesellschaft beglei¬
ten
• Funktionelle Struktur der Städte, ihre Größe
und Industrialisierungsabhängigkeit, Anteil der
Kommunikationsgruppen im städtischen Milieu,
Traditionalismus des kleinbürgerlichen Milieus
und darin lang überlebende Verhaltensmuster
des „alten" Bürgertums
• Bedeutung der Intelligenz und des Beam¬
tentums (staatlich und privat) als Innovations¬
initiatoren auf dem Gebiet der geistlichen und
materiellen Kultur, hauptsächlich im Milieu der
„ländlichen" Städte
• Inspirative Aufzählung der neuesten For¬
schungstrends in der deutschsprachigen Fach¬
literatur, die die Fragen der gegenseitigen Bezie¬
hungen des Bürgertums und der Arbeiterschaft
(sog. Beziehungsgeschichte) im sozialen Raum
der Stadt betrifft
• Wirkung des Modernisierungsprozesses auf
die Verwandlungen der lokalen Identität und
ihrer Beziehung zur regionalen und überregio¬
nalen Identität, Entstehung einer neuen lokalen
und überlokalen
Emblematik
im 19. Jahrhun¬
dert
• Problematik der Sozialdisziplinierung und
Kultivierung der bildungsmäßig und allgemein
kulturell rückständigen Einwandererschichten
in das Stadtmilieu
• Möglichkeit der Nutzung des Sozialromans
aus dem Arbeitermilieu als einer spezifischen
historischen Quelle, die viele realistische
Elemente aus dem Alltagsleben der Arbeiter¬
schichten beinhaltet
• Anteil der populären Kultur an der Gestal¬
tung eines neuen Kommunikationsraumes der
Großstadt
• Nutzung von zeitgenössischen Theaterspie¬
len als eine Quelle, in welcher sich die zeitge¬
nössischen ästhetischen Maßstäbe, also die
des Bürgertums, genauso wie die Publikums¬
nachfrage widerspiegeln
• Bedeutung des Kulturkapitals für die Gestal¬
tung des Habitus der Bürgerschichten
• Anfänge des Umweltschutzes im Zusammen¬
hang mit den destruktiven Wirkungen der In¬
dustrialisierung
• Grundsätzlicher Einfluss von bedeutenden
ökonomischen Subjekten (Industriebetrieb, Ei¬
senbahngesellschaft) auf die Entwicklung der
Stadt und das Leben seiner Bewohner
• Aufzählung von Rechtsvorschriften, die von
den Organen der Staatsverwaltung, der städ¬
tischen Selbstverwaltung und den Betrieben
zur Unterdrückung oder mindestens zur Ein¬
schränkung von Arbeiteraktivitäten benutzt
wurden, vor allem der Streikbewegung
• Entstehung von modernen Bauvorschriften
und Durchsetzen von einer durchdachteren Ge¬
bietsplanung, die die Beschaffenheit der Städte
des 19. Jahrhunderts bestimmten; Professiona-
lisierung der Bauindustrie
• Auswirkung der Stadtsanierung auf den
Wohnstandard vor allem der mittleren Schich¬
ten
• Durchlässigkeit der Grenze zwischen den ein¬
zelnen Interessengruppen im kommunalen Mi¬
lieu, Leitmotiv waren dabei die ökonomischen
Interessen
• Frage der hygienischen Verhältnisse in den
Städten der Industriezeit
• Projektion des ökonomischen Nationalismus
in die nationalen Konflikte auf der kommunalen
Ebene.
Es bleibt nichts Anderes übrig, als den
Wunsch zu äußern,
dass
jeder Leser in diesem
Buch mindestens einige Themen findet, die ihn
ansprechen und einnehmen.
Pavel Kladiwa &
Aleš Zářický
Was ist das die Modernisierung?
MILAN
HLAVAČKA
Die Begriffe Modernisierung und moderne
Gesellschaft sind sehr biegsam, aber nicht
disparat. Die meisten Soziologen und Histori¬
ker definieren allerdings die Modernisierung
als Prozess der Veränderung der
Agrar-
in die
Industriegesellschaft. Die industrielle oder mo¬
derne Gesellschaft verfügt nach der Meinung
der Fachleute über selbstregulierende und
selbstleitende oder selbstorganisierende Fähig¬
keiten. Der Prozess der Modernisierung bezieht
sich meistens auf die letzten 250 Jahre der Ent¬
wicklung der transatlantischen und japanischen
Gesellschaft. In der letzten Zeit wird die Mo¬
dernisierung von den Historikern immer mehr
als ein komplexer historisch-sozialer Prozess
begriffen, wo immer mehr neue soziale Trends
der Zeit zur Geltung kommen, also besonders
Säkularisierung, Unifizierung, Urbanisierung,
Liberalisierung, Bürokratisierung, Scholarisie-
rung, Professionalisierung, Individualisierung,
Medikalisierung, (partielle Feminisierung) und
Technisierung des bürgerlichen und öffent¬
lichen Lebens und weiter als Prozess, der mehr
die Symbiose von traditionellen und modernen
Elementen während des ganzen Modernisie¬
rungsprozesses genauso wie die Verschieden¬
heit der historischen Zeit in Kauf nimmt, die der
Modernisierung in unterschiedlichen Orten zur
Verfügung steht.
Stadt und städtische Gesellschaft in den
tschechischen Ländern im 19. Jahrhundert
JANA
MACHACOVÁ
-
JIŘÍ MATĚJČEK
Das Ziel der Arbeit ist es, eine übersichtliche
Darstellung der Städteentwicklung auf Grund
der bisherigen Ergebnisse der Städteforschung
zu präsentieren, die um die Erkenntnisse aus
der Forschung der Verhaltensmuster und allge¬
meiner städtischen Kultur ergänzt wird.
Die Stadt wird als eine Gebiets-, Siedlungs¬
und Baueinheit mit primär nicht landwirtschaft¬
lichen sozialen Funktionen verstanden. Die
Städte unterschieden sich gerade durch die
Gesamtheit ihrer Funktionen und diese verän¬
derten sich in der geschichtlichen Entwicklung.
Die Studie präsentiert eine Charakteristik
der Städte am Ende der landwirtschaftlichen
und am Anfang der industriellen Epoche, wo¬
bei sie deren Größe und Typen berücksichtigt,
und macht auf die Rückständigkeit der Verän¬
derungen im Vergleich zu Westeuropa aufmerk¬
sam.
In der landwirtschaftlichen Epoche überwo¬
gen in den tschechischen Ländern kleine Städte,
die städtische Bevölkerung bildete nur 20% der
Population und lebte in den Königsstädten oder
in den halblandwirtschaftlichen Untertanen¬
städtchen. Funktionelle Zusammensetzung von
großen und mittleren Königsstädten entsprach
den Bedürfnissen; es waren Verteidigungs¬
zentren, Wegekreuzungen, Verwaltungs- und
Handelszentren, Sitze der kirchlichen Insti¬
tutionen und der speziellen und luxuriösen
Handwerke, wo sich am ehesten (auch in den
größeren Untertanenstädten) die ökonomische
Tätigkeit der aktiven bürgerlichen Eliten ent¬
wickelte, die sich um Vermögen und Erfolg be¬
mühten.
Die kleinen Untertanenstädtchen hatten
ihre Funktionen nur für die Bedürfnisse von
einer relativ kleinen Region, gewöhnlich ein¬
geschränkt auf die Handwerksproduktion und
den Handel (welche von den Bewohnern oft
mit der Landwirtschaft kombiniert wurden)
und auf die Verwaltung der Stadt und des Herr¬
schaftsgutes. Die Studie relativiert die bisherige
These über den Verfall der Städte in der Jahr¬
hunderthälfte und weist auf die Gebundenheit
der Fabrikstädte (vor allem der Textilstädte) an
die Wasserenergiequellen und später auch an
die Verkehrserreichbarkeit hin. Die Studie zeigt,
was die Ökonomik der kleinen Städte langsamer
machte, führt Beispiele von Städten mit tradi¬
tioneller Handwerksproduktion an und charak¬
terisiert Vorgebirgsstädte. Die Charakteristiken
werden auch durch die Karrieren der tradi¬
tionalistischen Handwerker vertieft, die sich
auf einen bescheidenen Wohlstand und ein
Minimum an Risiko konzentrierten, das ihren
Kindern auch dasselbe lokale Prestige sicherte.
Weiter beschäftigt sich die Studie auch mit den
Karrieren der aktiven Handwerker, die zur Leis¬
tung und sozialem Aufstieg motiviert waren,
wobei aber auch die armen Handwerker nicht
gemieden werden. Der Beitrag deutet Interes¬
sen- und Denkenszustand an, das Verhältnis zur
Kirche und Religion sowie zum Herrscher und
die Veränderung der Stadtunterhaltung. Der
Betrag erinnert an die schlechte Infrastruktur,
insbesondere in kleinen Städten.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es
zur Wende in der Entwicklung der Städte, die
auf der Entwicklung der Metropolen und der
kleineren und mittleren Städte angedeutet wird.
Im Zusammenhang mit der Industrialisierung
und der steigenden Nachfrage nach Waren
wuchsen die Produktion in den Städten und
die Anzahl ihrer Bewohner. Die Studie erinnert
an die Trajektorien der Entwicklung von Indus¬
triestädten und die Bedeutung der Arbeitsein¬
wanderer. Insbesondere im letzten Viertel des
19. Jahrhunderts verdichtete sich das Netz der
mittelgroßen Städte über zehntausend Einwoh¬
ner, wo die meisten Kulturinnovationen und
ökonomischen Veränderungen entstanden
sind. Die Städte hatten eine größere sozial dif¬
ferenzierte Struktur der Funktionsgruppen, die
mit Industrie, Handel und Verkehr verbunde¬
nen waren; die Gruppen der Intelligenz und der
Industriearbeiterschaft, die vor allem vom rück¬
ständigen Lande kamen, wurden immer größer.
Der Unterschied zwischen einer „dynamischen
Stadt" und dem „stationärem Dorf" verschärfte
sich. Am Ende des Jahrhunderts entstanden
Ballungsgebiete.
Erst damals begannen sich die Verhaltens¬
muster der Bürger zu ändern und man ging von
der „Stand-,, zur „Leistungsmotivation" und zum
Handeln über, was sich im Rückzug der „Altbür¬
ger" und Handwerker aus der Stadtverwaltung
und durch den Antritt der „neuen Bourgeoisie"
und qualifizierter Fachmänner widerspiegelte,
genauso wie in der Professionalisierung der
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Verwaltung. Das Bürgertum bildete nicht mehr
einen wesentlichen Teil der Städte, die Stadt
gehörte ihr nicht mehr, es blieb allerdings loka¬
les Interesse und Prestige, das sich teilweise in
einem regen Vereinsleben widerspiegelte. Nur
die Eliten interessierten sich für die überregio¬
nalen Angelegenheiten und die Politik.
Erst zum Ende des Jahrhunderts änderten
sich auch die Zwischengenerationsverhaltens-
muster der Einwanderer, die sich von der Not
und der Kontrolle der ländlichen Gesellschaft
befreiten, was zur Emanzipation dieser Gruppe
beitrug.
Die Stadtgesellschaft wurde reicher und kul¬
tivierter, die Arbeit und das Leben der Stadtbe¬
wohner kultivierten sich auch, genauso wie die
Stadtinfrastruktur, es gab insgesamt mehr An¬
regungen und das Tempo der Veränderungen
beschleunigte sich.
Gegenseitige Beziehungen des Bürgertums
und der Arbeiterschaft auf der lokalen und
regionalen Ebene
Methodische Anregungen aus der deut¬
schen und österreichischen Literatur
LUKÁŠ
FASORA
Der Beitrag analysiert die Situation in der
deutschen und österreichischen Geschichts¬
schreibung auf dem Forschungsgebiet der bür¬
gerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts,
mit besonderer Berücksichtigung der Frage der
gegenseitigen Beziehungen des Bürgertums
und der Arbeiterschaft. Der Beitrag baut das
Thema in den Kontext der Diskussionen um
die sog. Verbürgerlichung ein und analysiert
das Potenzial und die Grenzen der philoso¬
phisch-soziologischen Theorien von Karl Marx
und Max Weber für die Wahl der geeigneten
Methode. Deutsche Forschungen, die vor allem
mit dem Historikerkreis um
J. Kocka
verbunden
sind, übertreffen durch die Methodik die öster¬
reichische Forschung, wo das Thema an der
Wende der 70er und 80er Jahre an Beliebtheit
verloren hat, andererseits stehen die Arbeiten
der österreichischen Historiker der tsche¬
chischen Landeskunde wesentlich näher. Der
Boden in der tschechischen Geschichtsschrei¬
bung erscheint dem Verfasser für die Anwen¬
dung der modernen Methoden der Forschung
der deutschen Historiker bereit, obwohl eine
Revision der älteren Forschungsergebnisse der
marxistischen Historiker und die interdiszip¬
linäre Nutzung der Herangehensweisen nötig
sind, die bei uns in der Vergangenheit in der
Soziologie oder Ethnografie benutzt worden
sind.
Smetanas
Pilsen?
Bemerkungen zur Rolle der lokalen Eliten
in der Konstruktion der örtlichen,
regionalen und überregionalen Identität
während des 19. Jahrhunderts
JIŘÍ ŠTAIF
An dem Beispiel der Stadt Pilsen
(Plzeň)
be¬
obachtet der Autor, wie der Modernisierungs-
prozess auf die Veränderungen der lokalen
Identität und ihr Verhältnisses zur regionalen
und überregionalen Identität wirkt. Für die
Hauptentwicklung hält er die Verschiebung des
Konzeptes der der katholischen Kirche „treuen"
Stadt Pilsen im Begriff der von Industrialisie¬
rung tief getroffenen „schwarzen" und dabei
auch „böhmischen" Stadt Pilsen. Das, was in
dieser Konstruktion ein weiteres Leben führt,
ist das Konzept der lokalen Identität der „ers¬
ten Stadt in Tschechien gleich nach Prag", das
die westböhmische Metropole ohne größere
Probleme fähig war, auch in neuen gesellschaft¬
lichen Bedingungen zu verteidigen. Der Autor
stellt schließlich fest,
dass
die lokalen Eliten in
ihren Konstruktionen der örtlichen, regionalen
und überregionalen Identitäten in der Regel
langfristiger erfolgreicher sind, wenn es ihnen
gelingt, im Rahmen des breiteren sozialen
Spektrums ihrer aktuellen oder potentiellen
Klienten auf eine allgemeinere Art und Weise
das Wertverhältnis zur Vergangenheit und Ge¬
genwart zu balancieren und gleichzeitig eine
gewisse Vision der Zukunft anzubieten. Im Pil¬
sener Fall gelang es ihnen, die Wahl zwischen
dem Modernen und noch Moderneren auf
eine Weise zu lösen, die bis heute durch ihre
Vielschichtigkeit, Mehrdimensionalität und Um¬
sicht beachtenswert sein kann.
Die Immigrationswellen aus Galizien
nach Mährisch Ostrau
und ihre Widerspiegelung
in der tschechischen Tagespresse
und in der Belletristik
am Anfang des 20. Jahrhunderts
HANA ŠUSTKOVÁ
Im heutigen globalisierten Weltwirtschafts¬
system ist die Immigrationsfrage der Arbeits¬
kräfte, die Immigration und Assimilierung der
Einwanderer in ein neues Milieu höchst aktu¬
ell. Die Probleme, die diese Tatsache mit sich
bringt, kamen im 19. Jahrhundert zur Welt, als
sich der euroatlantische Raum in eine moderne
Gesellschaft veränderte, die auf der Marktwirt¬
schaft gegründet war.
Die Migrationswellen der Galizier nach
Mährisch Ostrau
(Moravská
Ostrava) und
Umgebung beginnen in den 60er Jahren des
19. Jahrhunderts (schon in den 40er Jahren
gingen Fachmänner aus den Reihen der Bergar¬
beiter aus Wielicz in das Ostrauer Kohlerevier).
Zuerst handelte es sich um einen Zufluss von
nicht besonders qualifizierten jungen Männern
in den Bergbau, eventuell ins Hüttenwesen oder
Bauwesen. Ein Massenphänomen wurde diese
Erscheinung während 80er und 90er Jahre des
19. Jahrhunderts, als ganze Familien umzogen.
Das Ende der Immigration aus Galizien setzte
der
I.
Weltkrieg und die Nachkriegsgestaltung
des Raumes. Das Phänomen der Einwande¬
rung aus Galizien, die durch ihre Massenhaftig-
keit die demographische Landkarte der Stadt
Ostrau und des Ostrauer Gebietes veränderte,
beeinflusste das kulturelle Niveau dieser Re¬
gion, verletzte die nationale Zusammensetzung,
kurz gesagt, es berührte alle Bereiche der ge¬
sellschaftlichen Entwicklung in der Stadt und
der Umgebung, was sich naturgemäß in der ört¬
lichen Tagespresse und im Schaffen der lokalen
Autoren äußern musste.
Seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre des
19. Jahrhunderts kam es in Ostrau zum Zu¬
wachs der tschechischen Presse. Für den
Zweck dieses Beitrages wurden drei Zeitungen
vom Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesucht,
die drei profilierte tschechische politische Strö¬
mungen repräsentieren - die jungtschechische,
die christlich-soziale und die sozial-demokra¬
tische Strömung. Die Jungtschechen, die sich
im sog.
Moravský klub
versammelt haben, spä¬
ter auch in
Pokrokový spolek,
repräsentierten
die tschechische bürgerliche Partei. Die christ¬
lichen Sozialisten und die sozialen Demokraten
stellten Vertreter der Massenparteien dar, die
in der erforschten Zeit 1900-1903 angesichts
des sich aus niederen Schichten immer erwei¬
ternden Wählerkreises an Bedeutung gewannen.
Das daraus resultierende Bild eines Galiziers
im Ostrauer Gebiet, gesehen mit der Perspek¬
tive der tschechischen Presse und der Belle¬
tristik, kann man als eine Mischung aus Mit¬
leid und Verachtung zusammenfassen. Mitleid
wurde durch ihre triste soziale Situation, Anal¬
phabetismus, Nichtkultiviertheit und Alkoholis¬
mus hervorgerufen. Die Verachtung erweckte
dann das Maß ihrer Kriminalität, die nationale
Indifferenz bzw. der Konjunkturalismus, in der
liberalen und sozial-demokratischen Presse
auch bigotter Katholizismus. Eine eigenartige
Kategorie stellen hier dann die Galizier Juden
dar. Ihre Ankunft im Ostrauer Gebiet provo¬
zierte die Steigerung vom bisher eher latenten
Antisemitismus.
Ostrauer Arbeiterkolonien mit der Augen
der Belletristik: von der Anklage des kapi¬
talistischen Systems bis zur Verteidigung
der alten Zeiten
MARTIN JEMELKA
Das Abbild der bunten Skala an Proble¬
men, mit welchen man sich beim Studium der
Arbeiterkolonien im Ostrauer Gebiet beschäf¬
tigen
muss,
ist das breite Spektrum des sich
anbietenden Quellenmaterials. Die Rolle einer
bedeutenden historischen, ethnographischen
und soziologischen Quelle spielt auch die Bel¬
letristik, wobei für den Historiker vor allem so¬
ziale Romane, Erzählungen oder Reportagen
von Interesse sind. Die Tatsache,
dass
die regi¬
onale sozial engagierte Literatur primär an die
Arbeiterschaft adressiert war, erhöht die Glaub¬
würdigkeit dieser Quellensorte, der ich mich in
meinem Beitrag widme. Mit der Anforderung
an die Nutzung der Belletristik als Quelle trat
schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts
A. Hampl auf, in der Hälfte der 50er Jahre der
Ethnograph
Antonín Robek
und auf das Thema
der Nutzung von Belletristik als Quelle kamen
immer wieder auch der literarische Historiker
Jiří Svoboda
und der Historiker Antonin
Gro¬
belny
zurück. Im Falle des Ostrauer Gebiets
kann man über eine ununterbrochene Tradi¬
tion des sozialen Romans aus dem Arbeitermi¬
lieu der Betriebskolonien sprechen, beginnend
mit
František Sokol-Tůma
(1855-1925) und vor¬
läufig schließend mit dem Roman
Křížová
cesta
tří františkánů
(2001) von
Stano
(geb. 1926).
In
den Möglichkeiten dieses Beitrages stand nicht
eine erschöpfende Rekapitulation des sozialen
Romans, der Erzählung und des Dramas im
Ostrauer Gebiet. Ich interessierte mich für die
Brauchbarkeit der Literaturwerke zum Studium
des Lebens in den Arbeiterkolonien, wobei als
Beispiele Passagen aus dem literarischen Nach-
lass von
A. M. Tischová, J.
Třenecký, J.
Filgas
und
Stano
benutzt wurden. Eine dokumen¬
tarische Schilderung der Lanzer-Kolonie in
Michálkovice (Tilschová),
eine Generalisierung
der für die Bergarbeiterkolonien typischen per¬
sönlichen Züge
(Třenecký),
eine Reportage über
eine Bergarbeiterherberge (Filgas) oder eine
detaillierte Beschreibung von der
František-Ko-
lonie
(Stano)
sollten als Beispiele der Nutzung
der Belletristikquellen für das Studium der Ost¬
rauer Arbeiterkolonien dienen. Ohne Kompara¬
tion mit anderen Quellen kann die Belletristik
zwar nicht als Verfasser historischer Daten die¬
nen, aber sie kann die fehlenden Informationen
dort ergänzen, wo die traditionelle historische
Quelle oft versagt: bei der Beschreibung der
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komplizierten Stellung von Frauen, Witwen
oder Studenten, bei der Beschreibung von kli¬
matischen und akustischen Erscheinungen, die
für die Kolonien typisch waren, oder bei der
Atmosphärenerfassung von Arbeiterkolonien.
Kunstvereine und ihre Funktion bei der
Formierung von bürgerlichen Kulturen
Eine mitteleuropäische Komparation
TOMÁŠ KAVKA
Der Artikel beschäftigt sich mit den Möglich¬
keiten des sozial-historischen Vergleiches von
Kunstvereinen, die sich im 19. Jahrhundert in¬
nerhalb der mitteleuropäischen Städte bildeten.
Diese Organisationen entstanden als Bestand¬
teil der bürgerlichen Verbindungen, die auf dem
Prinzip des gemeinsamen Entscheidens gegrün¬
det wurden. Die Angehörigen des Bürgertums
lernten in den Vereinen öffentliche Kommuni¬
kation, zuerst in den apolitischen Interessen,
um danach politische Gemeinschaften gründen
zu können und damit die politische Öffentlich¬
keit zu bilden. Der Sinn der Kunstvereine be¬
stand darin, das Interesse der Öffentlichkeit an
der Kunst zu erregen und die Kunst in die Welt
der bürgerlichen Werte einzubauen. Zugleich
wollte man die hohe Kultur dem Einfluss ihrer
bisherigen Unterstützer entreißen, der Schich¬
ten von
ancien régime
- der Kirche und dem
Adel, ebenso wie man die Kontrolle über dem
Kunstmarkt übernehmen wollte.
Die ersten Vereine entstanden seit den 20er
Jahren des 19. Jahrhunderts in Deutschland und
während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
verbreiteten sie sich in alle bedeutenderen
deutschen Städte. In der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts entstanden ihre Ebenbilder
auch bei den anderen Ethnika der unterschied¬
lichen Regionen der Habsburger Monarchie.
Um das Funktionieren der nationalen Gesell¬
schaften durch ihre Art der Kunstrezeption zu
vergleichen, wird man sich drei ausgewählte
Vereine anschauen - einen typischen deut¬
schen Verein der bürgerlichen Schichten - der
Leipziger Kunstverein, Prager
Umelecká beseda
als tschechischen nationalen Kunstverein,
und den Verein der mährischen Deutschen:
Mährischer Kunstverein aus Brunn. Durch die
Beschreibung des Mechanismus ihrer Funkti¬
onsweise, der sozialen Struktur der Mitglieder
der Vereine und ihrer gesellschaftlichen Bedeu¬
tung für die einzelnen Milieus sollen Parallelen
und Unterschiede der Funktionsweise von drei
einander geographisch nahen Gesellschaften
auf Grund ihres spezifischen Verstädnisses der
hohen Kultur enthüllt werden.
Boulevardpresse als Quelle zum Studium
des Stadtraumes und seiner Bevölkerung
JAKUB MACHEK
Der
Pražský Ilustrovaný Kurýr
(1893-1918)
war der erste tschechische Vertreter der Mas-
senbildpresse. Seine Entstehung hing mit der
Entwicklung der populären Kultur in den tsche¬
chischen Ländern an der Jahrhundertwende.
Die Massenpresse verbreitete ein gemeinsames
Bewusstsein über die Stadt, die Ereignisse
und ihre Bewohnern und bildete auf diese
Weise einen neuen Kommunikationsraum der
Großstadt, der von den breitesten Schichten
der gewöhnlichen Menschen
(common peo¬
ple)
genutzt wurde, die zu ihren wichtigsten
Lesern wurden. Die billige populäre Presse
durchbrach das bisherige Kulturmonopol der
höheren Schichten und passte sich durch ih¬
ren Inhalt und ihre Meinungen den Stellungen
und Überzeugungen ihre Leser an. Sie wurde
zum unentbehrlichen Führer im Prozess der
Modernisierung und half ihren Lesern, sich mit
der modernen städtischen Zivilisation zu iden¬
tifizieren. Die populäre Presse kann damit also
eine wichtige Quelle zur Erkenntnis der alltäg¬
lichen Kultur, der Stellungnahmen und Verhal¬
tensmuster der Massenstadtbevölkerung und
zugleich ein idealer Zeuge des Prozesses der
Akkulturation und der Identifizierung der Be¬
völkerung mit dem städtischen Milieu werden.
Dank der engen Verbindung der populären
Presse mit dem städtischen Milieu ist es mög¬
lich, durch die Komparation von dem
Kurýr
mit
ausländischen Titeln die unterschiedliche Lage
von Prag und anderen Großstädten oder der
sich schnell entwickelnden Provinzzentren zu
beobachten. Für die Prager Bewohner war es
charakteristisch,
dass
sie viel weniger Interesse
am Geschehen in den Großmetropolen zeigten
und man kann bei ihnen keine Entstehung der
sog. Großstadtidentität beobachten; das Be¬
wusstsein der Bevölkerungszusammengehörig¬
keit der Städte, die die politischen, sozialen und
ethnischen Unterschiede überschreitet, wie sie
von den Autoren in anderen Großstädten be¬
schrieben wird. Ebenfalls erreichte der
Kurýr
an der Jahrhundertwende die zweithöchste
Auflage unter den Prager tschechischen Ta¬
geszeitungen, was auf seine Beliebtheit in der
Prager Bevölkerung hinweist. Allerdings sta¬
gnierte später seine Auflage - im Vergleich zu
der Entwicklung in anderen Metropolen, wo
an der Jahrhundertwende noch sensation-
lüsternde Tageszeitungen entstehen, die ihre
Lesergemeinde in den niedrigsten Schichten
ausbreiteten.
Bürgerliche Schichten im Standtheater
(Sta¬
vovské divadlo)
an der Wende des 18. und
19. Jahrhunderts
HANA ZIMMERHAKLOVÁ
Der Beitrag wendet seine Aufmerksamkeit
dem Problem des bürgerlichen Spielplanes im
Standtheater in Prag an der Wende des 18. und
19. Jahrhunderts zu. Zuerst konzentriert sich
der Beitrag auf die theoretische Grundlage und
die Quellen. Damit erschließt er auch die Frage
der Nutzung eines Theaterspiels als Quelle zur
Sozialgeschichte.
Weiter wird die konkrete Entwicklung des
Spielplanes des Standtheaters an der Wende
des 18. und 19. Jahrhunderts verfolgt, mit Hin¬
sicht auf die Darstellung der Bürger und des
Stadtmilieus. Man konzentriert sich auf drei
verschiedene Genre, beginnend mit ästhetisch
anspruchsvolleren Stücken und schließend mit
einfacheren Stücken, die für die niedrigeren ge¬
sellschaftlichen Schichten bestimmt waren. Alle
erwähnten Spielplanmerkmale sind im Beitrag
immer in den passenden Kontext eingegliedert.
Zuerst wird das sog. bürgerliche Trauerspiel
untersucht. Gründlicher wird in dieser Hinsicht
das Stück
Emilia
Galotti von Lessing erörtert,
mit dessen Aufführung das Standtheater (Nos-
titztheater) eröffnet wurde. Im zweiten Teil be¬
rührt der Beitrag die Entstehung eines typischen
Spielplanes, der dem Mehrheitsgeschmack der
bürgerlichen Schichten entsprach. Der Beitrag
macht deswegen auf die wirtschaftlichen Akti¬
vitäten des Direktors K. Liebich aufmerksam,
der den populären bürgerlichen Spielplan der
deutschen Provenienz in das Theater brachte.
Es handelte sich dabei vor allem um die Werke
von A. von Kotzebue. Im dritten Teil konzent¬
riert sich der Text auf das Problem der tsche¬
chischen Schauspiele und ihre Adaptationen
des bürgerlichen Milieus.
Schließlich macht der Beitrag kurz auf einige
Faktoren aufmerksam, die mit der Bildung des
Theaterprogramms verbunden waren, vor allem
auf die Absichten der Theaterunternehmer.
Zu einigen Problemen der schlesischen
Städte im Prozess der Modernisierung
(1740-1914)
DAN GAWRECKI
Der Artikel befasst sich mit dem gesamten
Territorium historischen Schlesiens. Die Tei¬
lung Schlesiens 1742 ermöglicht Prozesse der
Modernisierung in beiden Nachbarstaaten zu
vergleichen. Die statistischen Tabellen zeigen
die Tendenz der Bevölkerungszahl in den schle¬
sischen Städten, vor allem wuchs die Bevölke¬
rungszahl in den Industriegebieten zuerst mit
Textilindustrie, später auch mit Bergbau und
Hüttenwesen. Die Dorfgemeinden in den Indus¬
triegebieten waren oft dichter bevölkert als die
traditionellen historischen Städte. In Preußisch-
Schlesien erhielten sie allmählich das Stadt¬
recht im Unterschied zu Österreichisch-Schle-
sien, wo die Zahl der Städte im „langen" 19. Jh.
unverändert blieb.
Der preußische Staat wurde nach der Über¬
windung strenger zentralistischer Maßnahmen
im 18. Jh. viel liberaler zu den Städten als Öster¬
reich. Das betrifft Legislative, Stadtverwaltung,
Wirtschaft, Vertretung der Stadtvorsteher im
Landtag, Kreistagen, im gesamtdeutschen Par¬
lament usw.
Der Autor versuchte die Entwicklung der
Städte aus verschiedenen wirtschaftlichen, kul¬
turellen, politischen, kirchlichen und anderen
Aspekten zu beschreiben. Die Städte spielten
im Prozess der Modernisierung eine entschei¬
dende Rolle, Breslau nahm in Preußisch- Schle¬
sien eine dominierende Stellung ein, wenn auch
in den sich rasch entwickelten Städten Ober¬
schlesiens ihre Konkurrenz wuchs. Die Abwe¬
senheit der Traditionen des städtischen Lebens
mit Kultur, Schulwesen, Lebensweise schuf
eine relativ ungünstige Lage für diese Städte,
sie war aber kein Hindernis für die Anwendung
von vielen Modernisierungstendenzen.
Nationalitätenprobleme der schlesischen
Städte in der Zeit der Modernisierung
1740-1918
MARIE
GAWRECKÁ
Die Städte spielten eine bedeutende Rolle
bei der Entfaltung der nationalen Aktivitäten
der Deutschen, Polen und Tschechen. In Preu¬
ßisch- und Österreichisch-Schlesien wies man
viele ähnlichen Züge wie in der Nationalitä¬
tenstruktur als auch im Prozess der Germani¬
sierung (faktographische Angaben über die
Nationalitätenstruktur sind in den Tabellen
enthalten). Die Unterschiede zwischen beiden
schlesischen Teilen wurden durch die Zentral¬
stellung der Landesmetropole Breslau und in
den Entfaltungsmöglichkeiten der nationalen
Aktivitäten bedungen. In Preußisch-Schlesien
verhinderte die Wahlordnung in den Landtag
die Wahl der polnischen Kandidaten. In Öster¬
reichisch-Schlesien mit dem Kurialsystem
hatten seit den 70er Jahren Polen und Tsche¬
chen im Landtag einige eigene Abgeordneten,
obwohl ihre Zahl der Nationalitätenstruktur
nicht entsprach. Seit der 70er Jahren wurde in
Preussisch-Schlesien das polnische Schulwe-
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sen
einschließlich der Grundschulen praktisch
abgeschafft, in Östereichisch-Schlesien hatten
die Tschechen und Polen die Grundschulen
und in Troppau, Teschen und Polnisch-Ostrau
auch Staats- und Privatgymnasien bzw. Lehrer¬
bildungsanstalten, obwohl ihre Zahl niedriger
war als sie forderten. Das Grundproblem der
selbstständigen polnischen Politik wurde die
Abschaffung ihrer Abhängigkeit von Deutschen
geführten katholischer Partei Zentrum. In Öster-
reichisch-Schlesien hatten die Tschechen und
Polen ihre eigenen politischen Parteien, die oft
den gesamtnationalen politischen Strukturen
gehörten. Erst nach dem ersten Weltkrieg und
Gründung der Nachfolgerstaaten kam es zur
Grundveränderung in der nationalen Lage.
„Modernisierung auf großpolnisch".
Versuch einer Charakteristik der moder¬
nisierenden Prozesse im Großfürstentum
Posen in der zweiten Hälfte des 19. Jahr¬
hunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts
DAMIAN SZYMCZAK
Eine sehr wichtige historische Etappe in der
Entwicklung von Großpolen ist das 19. Jahrhun¬
dert, das dieser Region sein heutiges Gesicht
gab. Das Aussehen von Städten und Gemeinden,
wirtschaftliche Besonderheiten oder die Bevöl¬
kerungsmentalität im Posener Gebiet bildeten
sich gerade zu dieser Zeit - in der Beschlagnah¬
mezeit heraus. Diese Periode kann man nicht
nur als traurige Zeit der nationalen Unfreiheit
unter der preußischen Knechtschaft ansehen,
sondern auch als eine Periode umwälzender
Veränderungen und fortschreitender Moderni¬
sierung, die die ganze einheimische Bevölke¬
rung beeinflussten. Auf dem Posener Gebiet
hatte allerdings dieser Prozess ganz spezifische
Züge, denn er entsprang hier aus zwei Quel¬
len. Einerseits haben wir hier die preußischen
Bemühungen, aus dem Posener Gebiet eine
musterhaft verwaltete Provinz des Reiches zu
bilden und dessen Zivilisationsniveau damit zu
erhöhen. Mit dieser „Modernisierung von oben"
kam Hand in Hand die gesetzmäßige Germani¬
sierung. Andererseits kommen als Reaktion auf
die preußischen Aktivitäten die selbstmoder¬
nisierenden Bemühungen der polnischen Be¬
völkerung zum Vorschein. Selbstvervollkomm¬
nung, die Bemühungen sich zu organisieren,
das Begreifen der Bedeutung von „organischer
Tätigkeit" oder die Parole „Gleich und gleich
gesellt sich gern", das sind die grundsätzlichen
Ausgangspunkte, die mit diesem Prozess ver¬
bunden sind. In diesem Klima der gegensei¬
tigen deutsch-polnischen Zusammenstöße ent¬
steht in Großpolen eine neue soziale Struktur,
deren unersetzbarer Bestandteil eine schon
starke, ausgebildete polnische Mittelschicht ist,
was im Vergleich mit den anderen polnischen
Regionen völlig einzigartig ist.
Proselytismus
als Modernisierungsphäno¬
men (am Beispiel von Mährisch Ostrau in
den Jahren 1850-1920)
MARTIN JEMELKA
Falls wir nach den Wurzeln der heutigen
Gestalt des Religionslebens in unserem Kul¬
turraum suchen, können wir den universellen
Prozess, die sog. Modernisierung, nicht ignorie¬
ren, der im Bereich des Religionslebens zum
Übergang von den vom Staat institutionalisier¬
ten Formen der öffentlich praktizierten Reli¬
gion zur Trennung der Kirche vom Staat, zur
Säkularisation, Privatisierung und dem intimen
Praktizieren der Religionsideen und Werte
führte. Die durch Modernisierung initiierte
Säkularisation und Entchristlichung der Ge¬
sellschaft öffnete hinter den Grenzen der ins¬
titutionellen, rechtlichen und administrativen
Veränderungen einen Raum, in welchem es zu
bewussten, aber auch zu persönlich unbegrün¬
deten Veränderungen der Konfession und zu
Übertritten zu anderen Konfessionen kam. Für
deren Bezeichnung benutzte ich den ein wenig
flexiblen Terminus
Proselytismus.
Die vorge¬
legte Studie soll eine Überlegung über die Rolle
des
Proselytismus
als Modernisierungsphäno¬
men, am Beispiel von Mährisch Ostrau, sein,
und das mit den Augen der Quelle des Buches
von den Konfessionsänderungen der römisch-
katholischen Pfarrbehörde in Mährisch Ostrau.
Das Buch von den Konfessionsänderungen der
hiesigen römisch-katholischen Pfarrbehörde
ist eine Quelle, die den Wandel des Religions¬
denkens erfassen kann, zu welchem es in den
Jahren 1854-1920 auch in Mährisch Ostrau kam.
Der Katholizismus hörte auf, die führende Kon¬
fession zu sein, die Stadt wurde um das Jahr
1900 von einer Welle von Übertritten zum Lu¬
thertum getroffen, auch unter dem Einfluss der
nationalen deutschen Propaganda, schon vor
dem Krieg begann der Austritt aus der Kirche
in Richtung Agnostizismus und die Beweg¬
gründe zum Übertritt änderten sich von rein
pragmatischen (Heirat, Anstellung) zu ideellen
und weltanschaulichen Gründen (Sozialismus,
deutscher Nationalismus, Freidenkertum, Ateis-
mus). Für den Umbruch im Religionsleben der
Bewohner der tschechischen Länder wird all¬
gemein der
I.
Weltkrieg, die Entstehung von der
ČSR
und die Gründung der Nationalkirchen
(Böhmische Brüderkirche, Tschechoslowa¬
kische Kirche) gehalten. Unter lokalen Bedin¬
gungen betrachtet, bedeutete das Jahr 1899 den
Umbruch, als aus der katholischen Kirche mehr
Personen ausgetreten als beigetreten sind. In
der Studie wollte ich an die Tatsache erinnern,
dass
die Religion „ein
Politikum"
schon vor
dem Jahr 1918 war, die Parole „Weg von Rom!"
benutzten die deutschen Nationalisten und die
Veränderungen im Religionsdenken der Bevöl¬
kerung spielten sich schon vor der Staatsdemo¬
kratisierung ab.
Das XIX. Jahrhundert, das Jahrhundert der
Verschönerungsvereine (Verein Renner aus
Strakonice)
JIŘÍ KUPKA
Das 19. Jahrhundert brachte eine Reihe von
politischen und gesellschaftlichen Verände¬
rungen mit sich, die zur Befreiung und Eman¬
zipierung der bürgerlichen Gesellschaft führ¬
ten. Die Gemeinden und Städte bekamen das
Recht über ihre eigenen Angelegenheiten frei
zu entscheiden, falls sie nicht im Widerspruch
mit den Gesetzen des Landes oder des Reiches
standen. Gleichzeitig mit ihrer schnellen Ent¬
wicklung stieg die Bedeutung von Grünanlagen
und die Natur überhaupt für das gesunde Leben
wurde immer mehr geschätzt. Gerade zu dieser
Zeit wurden die ersten öffentlichen Stadtparks
gegründet und eröffnet, an deren Entwicklung
auch ein Teil der Bevölkerung teilnahm, wobei
diese Aktivität für die Bürger im 19. Jahrhun¬
dert als typisch angesehen werden kann. Es ent¬
stand eine Reihe von kulturellen, touristischen,
verschönernden und vielen anderen Vereinen
und Gesellschaften. Dieser Beitrag stellt einen
von ihnen vor, den Verein Renner aus
Strako¬
nice
(Strakonitz), der im Jahre 1885 aus dem
Nachlass von Antonin Renner entstand, einem
Bürger und Mäzenen aus
Strakonice.
Seine Be¬
mühungen richteten sich auf die „Verschöne¬
rung" der Stadt, auf die Pflege der städtischen
Parkanlage und weitere ähnlich eingerichtete
Flächen, auf die Unterstützung der Kultur und
auf den Kampf gegen den
Vandalismus.
Der
Verein wirkte bis zum Jahre 1952, als er sich auf
Grund von politischen Veränderungen „freiwil¬
lig" auflöste.
Die Staatsbeamtenschaft und ihre Einfluss
auf die Entwicklung der ländlichen Städte
MARIE
MACKOVÁ
Die Staatsbeamtenschaft ist in der Struktur
der städtischen Bevölkerung außerhalb der
Landeszentren erst im Laufe des 19. Jahrhun¬
derts zu registrieren. Es ging immer um eine
nicht zahlreiche Komponente der Gesellschaft,
die jedoch in ihren Händen eine beträchtliche
Macht konzentrierte. Diese audruckvoll unter¬
schiedliche Stellung der Staatsbeamten im Ver¬
gleich mit der übrigen Stadtbevölkerung ergab
sich sowohl aus ihrem Anteil an der Macht
und aus ihrer besseren Bildung, als auch aus
ihrer wesentlich größeren, in verschiedenen
Regionen der Monarchie gewonnenen Erfah¬
rung und aus ihrem sehr soliden Zugang zu
entscheidenden Informationen. Ihre Einfluß
auf die Entwicklung der Städte begann erst
nach der Mitte des 19. Jahrhunderts zu steigen,
weil erst damals eine wesentlich größere Zahl
der Staatsbeamten außerhalb der Verwaltungs¬
zentren lebte. Zugleich wurde die Grenze der
Kompetenzen zwischen der Staats- und Selbst¬
verwaltung streng bewacht. Die Staatsbeamten¬
schaft im aktiven Dienst hatte Wahlrecht als so¬
genannte Honoratioren und deshalb reihte sie
sich überall unter Eliten der ländlichen Städte.
Ihre Ansichten wurden besonders als bera¬
tende Stimme in Erwägung gezogen. Ein Staats¬
beamter-Landsmann repräsentierte eine spezi¬
elle und sehr einflußreiche Sorte. So ein Mann
kehrte nach seinen Studien in die Geburtsstadt
nicht zurück. Die Denkweise der Zeit erlaubte
jedoch in der Regel nicht, Kontakte ganz zu un¬
terbrechen. Die Entwicklung seiner Heimatstadt
konnte er jedoch entweder direkt oder undirekt
beeinflussen. Die direkte Beeinflussung lag in
materieller Unterstützung mancher Aktionen.
Die nicht direkte Weise umfasste Fürbitten,
Lobbyismus oder nur ein rechtzeitiges Gewin¬
nen und Übergeben nötiger Informationen. Für
die meisten Staatsbeamten war Ehrensache,
zum Nutzen ihrer Geburtstadt beizutragen und
zwar ohne Rücksicht darauf, ob Familienange¬
hörige dort noch lebten. Ein solcher Staatsbe¬
amter konnte praktisch nicht in Konflikt mit den
Selbstverwaltungskompetenzen geraten, weil er
von den konkreten Organen geographisch weit
war. Aus demselben Grund bedeutete nicht
einmal eine unterschiedliche politische
Ori¬
entation
ein Hindernis. Der Staatsbeamte griff
zuerst meistens in die ökonomische Sphäre der
Stadt ein, später orientierte er sich im Gegenteil
eher aufs Gebiet der Kultur, des Schulwesens
usw. So ein einflußreicher Landsmann wählte
sein Wirkungsfeld weiter auch nach seinen
persönlichen Neigungen: am öftesten enga¬
gierte er sich im Bereich des Schulwesens, der
Zugänglichkeit der Verkehrsverbindungen, der
gemeinnützigen Sphären, des Vereinswesens
oder der Kultur.
377
u.
Ν
378
■~Г.
Familie Liebig und ihr Einfluss
auf die Gestaltung des Stadtmilieus
im Prozess der Industrialisierung
von Nordböhmen
JIŘÍ
BARES
Nordböhmen und insbesondere die Rei-
chenberger Region ist eines der ältesten Indus¬
triegebiete sowohl in Böhmen als auch in der
ehemaligen Monarchie. Ihre wirtschaftliche
Entwicklung hängt mit dem deutlichen Industri-
alisierungsprozess in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zusammen, was auch im Charak¬
ter der Städtesiedlungen in dieser Region zum
Ausdruck kam. Den Charakter genauso wie
das Aussehen der Städte beeinflussten oft die
Baubestrebungen der Unternehmerschichten.
Zu den bedeutenden wirtschaftlichen Eliten,
die an der Industrieentwicklung Anteil hatten,
gehörte die Familie Liebig, die sich vor allem
auf das Textilwesen konzentrierte. Ihre wirt¬
schaftlichen Tätigkeiten erweiterten sie aller¬
dings auch in weitere Richtungen, beginnend
mit der Bergbautätigkeit, der Produktion und
Verarbeitung von Baumaterialien, aber auch
durch ihre Beteiligung an den die Bahn betrei¬
benden Gesellschaften.
Die Familie Liebig war Gründer von einigen
bedeutenden Industriebetrieben, die den Cha¬
rakter der nordböhmischen Region veränderten.
Insbesondere auf dem Katastergebiet der Städte
Reichenberg und Eisen-Brod
(Železný Brod)
bildeten die Fabriken zusammen mit den Wohn¬
häusern einen kompakten Stadtteil, der eine
relativ breite Fläche einnahm. Um ein sozial
stabilisiertes Stadtmilieu zu schaffen, konzent¬
rierte sich die Familie Liebig auf die Fürsorge
für ihre Angestellten, indem sie sowohl billige
Arbeiterwohnungen, Beamtenhäuser, als auch
soziale Einrichtungen wie z.B. Schulen, Kin¬
dergärten, Kantinen und Behandlungsräume
baute. Nach dem Muster der ausländischen
Stadtviertel wurde z.B. in Reichenberg die sog.
Liebigstadt gebaut, deren Bestandteil bis heute
sichtbare Villen und Häuser sind, die über der
Familienfabrik gebaut wurden.
An der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts
änderte sich relativ deutlich der Charakter der
Straßen in Reichenberg, als in Reichenberg
neben den Straßenbahnen auch ein weiteres
Verkehrsmittel erschien - das Auto. Dazu trug
markant die Familie Liebig bei. Einer von der
Familie - Theodor Liebig - wurde zum Pionier
des Automobilismus in der Monarchie. Er hat
den Wagen nicht nur gekauft und betrieben,
sondern auch hat er ihn hier sogar herge¬
stellt.
Allgemeine Charakteristik des Einflusses
der Streikbewegung auf das Leben in den
zisleithanischen Städten an der Wende des
19. und 20. Jahrhunderts
STANISLAV
KNOB
Die Historiker können zur Erforschung der
Streiks in den industriellen hochentwickelten
Ländern an der Wende des 19. und 20. Jahr¬
hunderts statistische Quellen nutzen. Die darin
enthaltenen Angaben kann man (allerdings
nicht ohne Schwierigkeiten) vergleichen. Zis-
leithanien hatte in der Anzahl der Streiks sowie
der Streikenden nicht die Werte von anderen
Ländern erreicht (z.B. England, Deutschland,
Frankreich). Trotzdem wiesen aber manche
industrialisierte Gebiete (z.B. tschechische
Grenzgebiete, große Städte und ihre Umgebung,
Österreichisch-Schlesien) eine hohe Streikak¬
tivität aus. Die wirtschaftlichen Kämpfe der
Arbeiterschaft mit einer Menge an Exzessen
warfen die Arbeiterschaft in ein schlechtes
Licht.
Die Arbeiterschaft wurde von zwei Seiten
verfolgt, einerseits von den Staatsbehörden,
andererseits von den Arbeitgebern. In die erste
Gruppe gehörten alle Behörden der Staatsver¬
waltung vom Innenministerium bis zu den Be¬
hörden der
I.
Instanz (Gemeinde- und Bezirk¬
sämter). Das wichtigste Gesetz, das die Ämter
gegen die Streikenden ausnutzten, war das Ko¬
alitionsgesetz. Den Umbruch brachte das Jahr
1870, als das neue Koalitionsgesetz die Streik-
strafbarkeit aufhob. Die Arbeitgeber nutzten
das Gewerbegesetzbuch, das Bergrecht und die
Dienstanordnungen gegen die Streikenden. Am
leichtesten waren die Streikenden mit der Dro¬
hung erpressbar,
dass
ihre Betriebswohnung
gekündigt wird oder
dass
ihr Anspruch auf das
Geld von der Unterstützungskasse aufgehoben
wird. Auf Grund meiner Forschung behaupte
ich,
dass
die Verfolgung im Beruf intensiv war,
aber war kein Massenphänomen. Betroffen
waren vor allem die Sprecher und Führer der
Arbeiter, die Anderen wurden nach dem Streik
wieder eingestellt.
Die Streikbewegung übte einen größeren
Einfluss auf die Städte als auf das Land aus. Die
Regierungen der einzelnen europäischen Staa¬
ten mussten sich unter dem Einfluss der Streik¬
bewegung mit der Sozialpolitik befassen (z.B.
Einführung unterschiedlicher Arten von Versi¬
cherungen, Errichtung eines Gewerbeinspek¬
toramtes usw.), um den sozialen Frieden zu
erhalten. Die Entstehung der sozialen Gesetzge¬
bung ist meiner Meinung nach der wichtigste
Beitrag der Streikbewegung.
Hrušov
als stadtnahe Siedlungseinheit der
industriellen Art (Charakteristik einiger
Lebensbesonderheiten und des Verfalls die¬
ser spezifischen Lokalität aus der anthro¬
pologischen Hinsicht)
VLADIMIR J.
HORÁK
- NICOLE
HIRSCHLER-HORÁ-
KOVÁ
-
ALEŠ ZÁŘICKÝ
Hrušov (Hruschau)
war in der vorindus¬
triellen Epoche ein landwirtschaftliches Dorf,
das sich einerseits durch die Industrieentwick¬
lung, andererseits durch die Nähe zur Stadt
Ostrava als Industriezentrum, in eine indus¬
trielle stadtnahe Siedlungseinheit veränderte.
Dieser Prozess verlief in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts.
Hrušov
war ein Standort,
der durch viele spezifische Besonderheiten ge¬
kennzeichnet war, die seine ganze Entwicklung
beeinflussten. Die Gemeinde befand sich aus
einigen Gesichtspunkten in einer Grenzlage,
also in einer mehrfachen Peripherie: 1. An der
Landesgrenze zwischen Mähren und Schlesien;
2. an der Staatsgrenze: 1742-1918 Habsburgische
Monarchie
χ
Preußen, 1918, bzw. 1919-1938 die
sog. Weimarer Republik, bzw. Drittes Reich
χ
Tschechoslowakei, 1938 Tschecho-Slowakei
χ
Polen
χ
Drittes Reich, 1939-1945 Protektorat
Böhmen und Mähren
χ
Drittes Reich; 3. An der
Grenze zwischen der Stadt und dem Lande.
Alle diese Grenzpositionen waren die Ursache
dafür,
dass
in
Hrušov
tschechische, polnische
und deutsche Kultureinflüsse auftauchten und
zur Geltung kamen, und
dass
die Gemeinde
auch in den demographischen, kulturellen
und politischen Bereichen relativ kompliziert
ihre Identität suchen musste. Außer der tsche¬
chischen und deutschen Bevölkerung lebten
hier vor allem die Polen, Juden aber auch die
Russen und Angehörige von weiteren Natio¬
nalitäten, die die damalige Donaumonarchie
bewohnten.
Eine weitere Besonderheit stellte die spe¬
zifische geographische Lage von
Hrušov
am
Zusammenfluss von Odra und
Ostravice
dar,
deshalb befand sich die Gemeinde in einem
relativ aktiven Inundationsgebiet und die ganze
Lokalität wurde sehr oft von zerstörenden
Überschwemmungen heimgesucht, die nach¬
folgend die Bebauung devastierten und waren
auch eine der Ursachen vom allmählichen
Abwandern der Bevölkerung. Zur Störung der
Gemeindegesamtheit kam es aber nicht nur aus
dem Grunde der Überschwemmungen. Die Be¬
seitigung von Bauobjekten wurde auch durch
den Bau von neuen Kommunikationsstraßen
durchgeführt, die durch das Gemeindezentrum
geleitet wurden, und die mit dem Organismus
dieser Siedlungseinheit nicht zusammenhin¬
gen. Ein weiterer Faktor, der die Entwicklung
von
Hrušov
negativ beeinflusste, war die Trans¬
formation der Industrieproduktion, die in den
90er Jahren des vorigen Jahrhunderts stattfand
und die durch die Aufhebung von industriellen
Tätigkeiten in der Gemeinde begleitet wurde.
Diese Situation rief natürlich die Abwanderung
der bisher in
Hrušov
lebenden Bevölkerung
hervor und beschleunigte sie sogar.
Hrušov
ist
ein typisches Beispiel einer Gemeinde, in wel¬
cher es durch das Zusammenspiel von einigen
Faktoren zur Störung der Funktionsfähigkeit
des ganzen Siedlungsorganismus kam, was zu
einem langsamen Absterben und letztendlich
zu einem definitiven Untergang führte.
Der Heilige
Patrik
versus der Heilige Veit:
soziale Strategie und institutionelle Ver¬
änderung in der Fertigstellung des Sankt
Veitsdoms in Prag und beim Aufbau der
Kathedralen in Melbourne und New York
PAVEL
KALINA
Die Fertigstellung des Prager Sankt Veitsdoms
wurde von dem Verein für die Fertigstellung des
Sankt Veitsdoms organisiert und unterstützt, der
1844 gegründet wurde. Der Verein stellte in der
tschechischen Gesellschaft ein relativ neues
und verhältnismäßig demokratisches Element
dar. Trotzdem bemerken wir hier,
dass
man
sich auf die Unterstützung seitens der Prager
Statthalterei und der Staatskasse verlassen
hat. Der Bau der katholischen Kathedrale in
Melbourne wurde umgekehrt vom Bischof
James Alipius Goold unterstützt, der in Irland
geboren wurde. Der Aufbau wurde vor allem
durch irische Einwanderer finanziert und das
in einer Situation, in welcher die Staatsreligion
des britischen Imperiums der Anglikanismus
war. Dahinter müssen wir den goldenen Boom
der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts sehen, als
Melbourne dank der Funde im Inland (Gebiete
Ballarat
und
Bendigo)
zu den am schnellsten
wachsenden Städten der Welt gehörte. Die Ar¬
chitektur der Kathedrale implantierte die Spra¬
che der europäischen Heimat, aber sie nutzt
das dortige Baumaterial und arbeitet geschickt
mit dem Licht. Die Kathedrale von Melbourne
wurde von William Wardell entworfen, der in
England geboren wurde und als Erwachsener
zum Katholizismus konvertierte. Die offizielle
Unterstützung wurde vor allem dadurch zum
Ausdruck gebracht,
dass
man das Grundstück
auf einer nicht besonders hohen Anhöhe über
dem
viktorianischen
Stadtkern zur Verfügung
379
380
о
'Τι
ft
ы
stellte. Im Gegenteil zu Großbritannien oder
der Donaumonarchie machten die Vereinigten
Staaten die Trennung der Kirche vom Staat kon¬
sequent geltend und ihr politisches System war
in der Gesamtheit offener. Die Katholiken, vor¬
wiegend Einwanderer aus Irland, später auch
aus Italien und Osteuropa, begegneten hier oft
einer verhüllten Diskriminierung. Die irische
Bevölkerung von New York gehörte ebenfalls
zu den ärmeren Schichten. Der Erzbischof
John Hughes, der 1850 den Aufbau der Kathed¬
rale von New York initiierte, ist mit dem Schiff
in den Vereinigten Staaten aus Irland angekom¬
men, als Adoleszent ohne höhere Bildung. Der
Bau wurde von dem amerikanischen Archi¬
tekten James Renwick durchgeführt, der aus
einem elitären intellektuellen Milieu stammte.
Neben der schöpferischen Verbindung von un¬
terschiedlichen Inspirationsquellen kann man
als Vorzug des Baus seine Eingliederung in das
bekannte „Manhattan-Gitter" halten: die Ka¬
thedrale wurde so zum Bestandteil eines gro߬
zügigen Projektes, das ein variables Umgehen
mit dem städtischen Raum ermöglichte, der auf
keinerlei Weise hierarchisiert war. Sowohl in
Melbourne als auch in New York diente der Auf¬
bau der katholischen Kathedralen der Selbsti¬
dentifizierung der ursprünglich eher unteren
Bevölkerungsschichten, die einer sozialen Dis¬
kriminierung seitens der herrschenden Eliten
gegenüberstanden. Die gesamte soziale und po¬
litische Orientierung der lokalen Gesellschaft
ermöglichte es, die horizontalen Beziehungen
innerhalb der einzelnen religiösen Kommuni-
täten zu stärken und stimulierte deren Durch¬
setzung in einer Mehrheitsgesellschaft: in New
York haben die ersten hundert Spender mit
jeweils Tausend Dollar beigetragen, weiteres
Geld wurde als „Kleingeld" vorwiegend von
irischen Spendern gesammelt. Der Bau diente
schließlich zur Artikulierung der Unterschiede
einer Gruppe und zugleich als Instrument ihres
Ausgleichs mit weiteren Bevölkerungsgruppen.
Die Fertigstellung des Prager Doms war voll
unter der Kontrolle der herrschenden Elite im
Lande, wo der Katholizismus praktisch eine
Staatsreligion und auch die Konfession von der
Mehrheit der Bevölkerung war. Eine strenge
Hierarchisierung der Mitglieder nicht nur nach
dem ökonomischen, sondern auch nach der
Herkunft konnte allerdings dazu beitragen,
selbstverständlich mit weiteren Faktoren an
der Spitze wie z.B. mit der offensichtlichen
Bindung an die herrschenden Kreise,
dass
sich
die Kirche der Gesellschaft entfremdet hat. Die
tschechische Kirche und die städtische Gesell¬
schaft haben sich im Prozess der Fertigstellung
des Sankt Veitsdoms als eher konservativ und
paternalistisch
erwiesen. Sie scheinen nicht be¬
sonders bereit, den Veränderungen der neuen
Zeit gegenüber zu stehen.
Die reale Auswirkung des Baurechts auf die
Gestalt der Stadt in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert
MARTIN EBEL
Bis zur Hälfte des 18. Jahrhunderts war das
Baurecht relativ unverändert und berührte
zwei Bereiche - Verhinderung der Einmischung
in die Rechte des Nachbarn und Bausicher-
heits- und Feuerschutzangelegenheiten. Seit der
Hälfte des 18. Jahrhunderts hat sich die Situa¬
tion grundsätzlich verändert - Bauvorschriften
waren zunächst Bestandteil der flächenhaften
Feuerverordnungen, seit dem Anfang des 19.
Jahrhunderts wurden von ihnen spezielle Bau¬
ordnungen abgetrennt. Die Situation war in
Mähren anders, wo schon seit dem Jahre 1752
ein Verbot von hölzernen Bauten galt, während
in Böhmen erst seit dem Jahre 1816.
Die Bauvorschriften des 19. Jahrhunderts
beschäftigen sich vor allem mit den Feuer- und
Statikgesichtspunkten, teilweise auch mit den
Gesundheits- und Ästhetikgesichtpunkten. Ins¬
gesamt profilieren sich vier Grundbereiche, die
die Gestalt einer zeitgenössischen Stadt beein-
flussten.
Straßenbreite. Als Muster galten Festungs¬
städte vom Ende des 18. Jahrhunderts
(Terezín
und
Josefov).
Mit der Ausnahme von der gro߬
zügig angelegten Prager Vorstadt Karlin (Stra¬
ßenbreite ca. 23 m) bewegte sich die in den
Städten angeordnete Breite der Hauptstraßen
zwischen 15 und 20 m, der Nebenstraßen zwi¬
schen 12 und 14 m, in den Städtchen die Haupt¬
straßen mit einer Breite zwischen 12 und 16 m,
die Nebenstraßen zwischen 8 und 12 m.
Höhe und Proportionen des Hauses: in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren 3
überirdische Etagen erlaubt, seit den 60er Jah¬
ren des 19. Jahrhunderts 4 bis 5 überirdische
Etagen und die maximale Höhe der Stirnseite
stabilisierte sich bei etwa 23-25 m.
Feuerwände und Schilde: wurden gebaut
und in einigen Städten im 18. Jahrhundert vor¬
geschrieben. In die Bauordnungen kommen
sie erst am Anfang des 19. Jahrhunderts. Das
Drehen der Dächerfirste vereinfachte zugleich
das häufige Problem des Hineinlaufens von Re¬
genwasser aus der Schlucht zwischen den Häu¬
sern. Die Aufsicht der Bauämter ist hinsichtlich
der äußeren Gestalt der Häuser erst für das
19. Jahrhundert typisch - zuerst genügte eine
Genehmigung, seit dem Jahre 1829 sollten die
Bauämter die Beachtung von dezenter Farbig¬
keit und den Bau der Stirnseite ohne Verzie¬
rung beaufsichtigen.
Die größten Veränderungen wurden im
Heizungsbau vollzogen. Die Nutzung von ge¬
fährlichen Holztonschornsteinen klang ab, die
wurden durch Mannloch-Schornsteine abge¬
löst. Seit den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts
beginnt man enge unten geschlossene Schorn¬
steine zu benutzen. Die Einführung von Herden
ermöglichte die Entstehung von sauberen Kü¬
chen und eine größere Variabilität der Haus¬
gliederung.
Der Bauboom der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts brachte ein neues Phänomen mit
sich, das für die industriellen desintegrierten
Ballungsgebiete geeignet war und zwar eine Ver¬
einfachung der Vorschriften für die Bauherren
bei isolierten Industriebetrieben, die von kei¬
nen flächenhaften Bränden bedroht waren.
Praktische Auswirkungen der Stadtmoder¬
nisierung im Bereich des Bauwesens am
Beispiel von Mährisch Ostrau und seiner
Vorstadtgemeinden
RADOSLAV DANĚK
Der Autor bemüht sich in seinem Beitrag um
eine partielle Dokumentation des Prozesses
der klassischen Urbanisierung des 19. Jahrhun¬
derts, und das am Beispiel der Stadt Mährisch
Ostrau und seiner Vorstadtgemeinden. Ge¬
rade die Ostrauer Region wurde in den tsche¬
chischen Ländern zum typischen Beispiel von
einem Stadtgebiet, das als Folge der Industriali¬
sierung gestaltet wurde, in Anknüpfung an die
damaligen Quellen des ökonomischen Reich¬
tums - Kohle und Eisen. Die Modernisierung
im Bereich des Bauwesens kam konkret in drei
Elementarbereichen zum Ausdruck. 1. Bereich
der Bauverwaltung und der Legislative: als
Meilenstein
muss man
hier die Herausgabe der
Mährischen Bauordnung aus dem Jahre 1869
betrachten, die als überhaupt erster Komplex
an gesetzlichen Normen galt, die die Bautätig¬
keit in Anknüpfung an die Gemeindeordnung
reguliert Die praktische Durchführung der
Bauverwaltung veränderte sich im Verlauf des
19. Jahrhunderts bei den einzelnen Gemeinde¬
behörden unterschiedlich intensiv. Vor allem
am Beispiel der Stadt Mährisch Ostrau, aber
auch am benachbarten
Přívoz
(Oderfurt) oder
Mariánské Hory
(Marienberg), können wir die
unvermeidliche Professionalisierung der Bau¬
verwaltung infolge der raschen Bauentwicklung
beobachten. Eine Besonderheit von Ostrau war
Vítkovice
(Witkowitz), das auch von einem Bau¬
boom überrollt wurde und wo es zu einer gewis¬
sen Durchdringung von der Gemeindeselbst¬
verwaltung und dem Unternehmermanagement
kam, was sich am deutlichsten im Bereich der
Technik- und Bauangelegenheiten zeigte. 2. Be¬
reich des öffentlichen und privaten Bauwesens:
die Bauentwicklung der einzelnen Gemeinden
verlief in der Anfangsphase sehr ungestüm und
chaotisch, was unter anderem den Interessen
der Großindustrie in die Hände spielte. Erst mit
einer gewissen zeitlichen Verzögerung kam es
zur Durchsetzung von einer durchdachtereren
Gebietsplanung und zu einer größeren Regu¬
lierung der Bautätigkeit. Eine weitere Beson¬
derheit von Ostrau war der große Einfluss der
Bergunternehm auf den Bauverkehr, der durch
zahlreiche Konflikte zwischen den Vertretern
der Bergwerke und den kleineren Bauinvesto¬
ren, bzw. Immobilienbesitzern zum Ausdruck
kam. In Mährisch Ostrau sollte zur Lösung
dieses Problems ein Abschluss einer Vereinba¬
rung beitragen, in welcher der sog. Baurayon
festgesetzt werden sollte. 3. Bereich des Bau¬
unternehmens: in Folge der Industrialisierung
und Urbanisierung des Ostrauer Gebietes kam
es zu einem Anstieg der Baugewerbe und sei¬
ner allmählichen Professionalisierung. Hand in
Hand damit veränderte sich auch die nationale
und soziale Struktur der Ostrauer Baumeister.
Die ursprüngliche Mehrheit der tschechischen
Bauunternehmer wurde im 19. Jahrhundert
überwiegend durch deutsche Bauunternehmer
ersetzt, unter welchen einen wichtigen Teil die
deutsch sprechenden Juden darstellten. Dazu
trug vom Anfang an auch die verstärkte Mig¬
ration der mittleren und höheren technischen
Kräfte zwecks Arbeit in den Industriebetrieben
und ihren Bau- und Technikabteilungen bei.
Von diesem Gesichtspunkt aus wird dann im
Beitrag auch der Anteil der einzelnen Baumeis¬
ter an den Bauaufträgen beobachtet, genauso
wie eine gegenseitige Korrelation zwischen der
Nationalität des Bauherrn und des Baumeisters,
das bedeutet, ob und in welchem Maße bei der
Vergabe der Bauaufträge der ökonomische Nati¬
onalismus eine Rolle spielen konnte.
Sanierung und Großes Prag - Symbole
der Modernisierung in Prag im letzten
Jahrzehnt des 19. und im ersten Jahrzehnt
des 20. Jahrhunderts
BLANKA SOUKUPOVÁ
Die Studie widmet sich der Modernisierung
von Prag - einer Provinzstadt - im letzten Jahr-
381
Z
І
382
Ν'
zehnt
des
19. und im ersten Jahrzehnt des 20.
Jahrhunderts. Sie deutet die zeitgenössische
Vorstellung von einer modernen Metropole und
wie der Prager Magistrat mit der Modernisie¬
rung zurechtkam. Detailliert widmet sich dann
die Studie den Symbolen der Modernisierung -
der Sanierung und dem komplizierten Pro-
zess von der Schaffung vom Großen Prag. Die
Studie analysiert im Zeitkontrast das Zeitideal
einer modernen Stadt, das in der öffentlichen
Meinung Mehrheitsunterstiitzung hatte, mit der
traditionellen Ansicht auf die Stadt. Die Letztere
wurde von den sog. Verteidigern des alten Prag
geäußert, die sich wünschten, den Charakter
der Hauptstadt des Böhmischen Königtums in
der Form aus der Hälfte des 19. Jahrhunderts
zu erhalten. Die Modernisten argumentierten
mit einer gesunden, übersichtlichen und funk-
tionellen Metropole, beziehungsweise mit den
Prager Ambitionen gegenüber Wien. Die Histori¬
zitätbeschützer argumentierten mit dem
genius
loci
der Stadt, mit dem Respekt gegenüber der
geschichtlichen Entwicklung und zur Tradition.
Den Modernisten leisteten vor allem die Unter¬
nehmerinteressen Beihilfe. Die Traditionalisten
sahen in den neuen Tendenzen die Amerikani¬
sierung der Städte. Dieses Phänomen erklärten
sie als Neigung zur seelenlosen Uniformität in
einer Gesellschaft ohne Tradition und ohne hö¬
here Ideale, als den Schub von der vertraut be¬
kannten Umgebung zur anonymen und gleich¬
gültigen Großstadtgesellschaft. Am Ende macht
die Studie auf die Vieldeutigkeit im Verhältnis
zur Modernisierung Prags in der Fachliteratur
aufmerksam und zeigt ihre Verbundenheit mit
der gesellschaftlichen Atmosphäre.
Kotěras
Kolonie in
Louny
MARTIN
VOSTŘEL
Kotěras
Kolonie in
Louny (Laun)
ist ein
einzigartiges Beispiel der tschechischen mo¬
dernen Architektur. Der Architekt Jan
Kotěra
ging als Erster in Böhmen die Lösung der Woh¬
nungskrise mit dem Aufbau einer Gartenstadt
an. Beim Koloniebau nutzte er seine große
Übersicht, die er während der Auslandsreisen
gewonnen hat. Er schöpfte vorwiegend aus den
deutschen Mustern, aber er kannte auch die
Howardsche Theorie der Gartenstadt.
Im Jahre 1909 arbeitete er einen großzügigen
Plan aus, der von den Prinzipien der Garten¬
stadt ausging. Es sollten die Vorteile des Dorf-
und Stadtlebens verbunden werden. Sein Ziel
war es, den Bahnangestellten ein gemütliches
und bequemes Wohnen zu verschaffen, nur
ein paar Minuten von der Arbeit entfernt. Die
Häuser sollten vom Grünen umgeben sein, der
untere Kolonieteil würde die volle bürgerliche
Ausstattung anbieten. Es sollten eine Gaststätte,
ein Geschäft, ein Bad, Wäschereien, eine Schule
und sogar auch eine Kirche entstehen.
Leider wurde schon im Jahre 1910 aus fi¬
nanziellen Gründen über die Kürzung des Pro¬
jektes entschieden. Im darauffolgenden Jahr
legte
Kotěra
noch einige Pläne vor. Als man
im Jahre 1911 mit dem Bau begann, wurde die
Bebauung schon nur auf den oberen Teil redu¬
ziert, den sog. Villenteil. Es sind einundfünfzig
Häuser und zwei Wäschereien entstanden. Die
Häuser sind in neun Typen unterteilt und ha¬
ben manche gemeinsamen Züge. Sie sind fein
ornamental verziert, der untere Teil besteht aus
Backsteinen und an dem oberen Teil wird Roh¬
mauerwerk benutzt. Charakteristisch sind Zie-
gelbalkonsäulchen.
Kotěra
hat auf das Grüne
großen Wert gelegt. Vor jedem Haus findet man
ein kleines Beet und den Bewohnern stand
ein Garten zur Verfügung. Die Straße wurde
von Ahornalleen umrahmt.
Kotěra
hat sich als
Meister des Details erwiesen und die Kolonie
wirkt trotz ihrer Mannigfaltigkeit kompakt und
niedlich.
Es ist gelungen, die Namen der Kolonieer¬
bauer herauszufinden und wahrscheinlich
auch die Art und Weise, wie
Kotëra an
diesen
lukrativen Auftrag kam. Ich habe mich darum
bemüht, eine Untersuchung über das Leben
der ersten Bewohner zu machen und Antwor¬
ten auf bisher ungelöste Fragen zu finden. Es
ist gelungen, die Altersstruktur der Bewohner
herauszufinden, ihre Anzahl, ihr Glaubensbe¬
kenntnis und auch die Vertretung der einzelnen
Berufe. Die Eisenbahn war fähig, hunderte von
neuen Mitarbeitern aus den unterschiedlichen
Monarchieteilen in ihre Reihen zu locken.
Kotěras
Kolonie in
Louny
ist bisher ein zu ge¬
ring geschätztes Prachtstück der tschechischen
Vorkriegsarchitektur. Um einige Jahrzehnte hat
sie den Aufbau von den viel bekannteren Pra¬
ger Vierteln
Spořilov
und
Ořechovka
überholt
und ist bis heute ein inspirierendes Beispiel
des tschechischen modernen Bauwesens.
Interessengruppen und die Formen ihrer
Interaktion in der kommunalen Politik
am Ende des 19. Jahrhunderts:
Am Beispiel von
Libeň
bei Prag
JAN VOBORIL
Diese Studie analysiert die Struktur der kom¬
munalen Elite von
Libeň
(Lieben) und die Ak¬
tivitäten ihrer Mitglieder am Ende des 19. Jahr¬
hunderts. Für die Mitglieder der kommunalen
Eiite
halte ich für die Zwecke dieser Studie vor
allem die Mitglieder von Organen der Gemein¬
deselbstverwaltungen, und weiter auch Sub¬
jekte, die den formlosen Anteil an der Macht
ausnutzten (organisierte Arbeiterschaft, wich¬
tige Industriebetriebe, Gewerbegemeinschaften
usw.), die ihre Interessen mittels ihres ökono¬
mischen und sozialen Einflusses durchsetzten.
Ende des 19. Jahrhunderts war
Libeň
eine
schnell wachsende selbständige Industriege¬
meinde, die an Prag grenzte. Die Mitglieder der
kommunalen Eliten mussten zu dieser Zeit eine
ganze Reihe von neuen Problemen lösen. Vor
allem verlief hier die Modernisierung von der
technischen und sozialen Infrastruktur, der Pro-
fessionalisierung und der Bürokratisierung der
Gemeindeselbstverwaltung und Änderungen
im Bereich der Finanzierung von Gemeinde¬
projekten. Die Selbstverwaltung von
Libeň
hatte zu dieser Zeit eher einen dörflichen Cha¬
rakter mit einer großen Vertretung von Hand¬
werkern, Händlern und Besitzern von kleineren
Fabriken, für welche die Mitgliedschaft in den
Organen der Gemeindeselbstverwaltung eine
Prestigefrage war. In ihren Organen erschienen
nur einige Personen, die breitere politische
Ambitionen oder welche einen akademischen
Titel hatten. Obwohl eine Selbstverwaltung mit
einer solchen Zusammensetzung oft als ein re¬
tardierendes Element für die Modernisierung
der Gemeinde gehalten wird, war die Selbstver¬
waltung von
Libeň
bei der Verwirklichung der
Modernisierungsprojekte (z.B. dem Bau des
Hafens von
Libeň)
genauso wie bei der Art und
Weise ihrer Finanzierung ziemlich mutig. Diese
Studie beschäftigt sich gleichzeitig mit der For¬
mierung von politischen Interessengruppen.
Seit den 80er Jahren formierten sich in
Libeň
zwei politische Hauptvereine, genauso wie un¬
terschiedliche gewerbliche Interessengemein¬
schaften. Diese Subjekte verfügten über formale
Macht und setzten ihre Interessen mittels ihrer
Mitglieder in den Organen der Gemeindeselbst¬
verwaltung durch. Weitere Subjekte (wie große
Fabriken oder organisierte Arbeiterschaft) kom¬
binierten bei der Durchsetzung ihrer Interes¬
sen formale und formlose Macht, die auf ihrem
ökonomischen und sozialen Kapital gegründet
war. Antagonistische Interessen führten zu ei¬
ner Reihe von Konfrontationen. Diese Studie
beschreibt einige Fälle dieser Konfrontationen
und Strategien der Interessensubjekte, die
daran teilnahmen. Eine besondere Aufmerk¬
samkeit ist auf den Streit um den Aufbau der
Kantine in der
První českomoravská továrna
na stroje
(Erste böhmisch-mährische Fabrik für
Maschinenherstellung) gerichtet, bei welchem
es zur Konfrontation von gleich mehreren Sub¬
jekten kam.
Transformation der Städte in hygienisch
einwandfreie Lebensräume
ANDREA POKLUDOVÄ
Die Städte und Stadtgesellschaft stellen im
Prozess der Modernisierung ein interessantes
Thema der Forschung der gegenwärtigen eu¬
ropäischen Historiographie dar, und sowohl
für eine breite Skala von Themen, als auch im
Hinblick auf die Nutzung von interdisziplinären
Forschungsmethoden. Die Studie, „Transforma¬
tion der Städte in hygienisch einwandfreie Le¬
bensräume" genannt, stellt Ziel die Antworten
auf gestellte Fragen zu bringen, die die Rolle der
Selbstverwaltungen in Umwandlung der Städte
in moderne und gesunde Lebensräume betref¬
fen.
In der Hälfte des 19. Jahrhunderts befanden
sich die mährischen und schlesischen Städte in
der Phase des epidemiologischen Übergangs,
d.h. in der Zeit der Pandemien von Infektions¬
krankheiten. Die Städte wurden wiederholt von
europäischen Cholerawellen betroffen und fast
jedes Jahr brachen
z. B.
Scharlach-, Masern-,
Keuchhusten-,
Diphtérie-,
echte Pocken- und
Bauchtyphusepidemien aus, und zwar in der
ganzen Population. Die Mortalität erreichte
überdurchschnittliche Werte, weil Infektions¬
krankheiten sowohl für den Kinderteil der Po¬
pulation als auch für Erwachsene tödlich wa¬
ren. In der Hälfte des 19. Jahrhunderts kannte
nämlich die Medizin keine Erreger der oben
genannten Krankheiten und im Fall des Aus¬
bruchs von Epidemien ist kaum über moderne
Heilung dieser Ansteckungen zu sprechen.
Ebenfalls halten wir die gemachten Schritte
seitens der autonomen Organe für kurzzeitige
systemlose Lösung des bestehenden Standes.
Erst mit der Bestimmung der Hygiene als mo¬
derner Wissenschaftsdisziplin erfolgt im letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts ein markanter
Fortschritt in Verbeugung und Prophylaxe der
Infektionskrankheiten. West- und Mitteleuropa
reagierte auf den gemachten Fortschritt durch
eine Reform der öffentlichen Gesundheitspflege
in Städten. Das Konzept der verwirklichten
Reformen der öffentlichen Gesundheitspflege
wird zum Hauptthema der vorgelegten Studie,
wie
z. B.
der Ausbau der modernen sanitären
Infrastruktur und Stadtkrankenhausanlagen. In
der Studie wird ebenfalls die Mitwirkung von
Organen der staatlichen Gesundheitsverwal¬
tung und Selbstverwaltung bei der Bewältigung
383
S
<
í/l
384 von akuten Infektionskrankheiten und Einfüh¬
rung von präventiven Maßnahmen behandelt
und nachfolgend wird der Beitrag von Gesund¬
heitsprofis in Leistungen der Selbstverwaltun-
Í?
gen bewertet. Die erforderliche Aufmerksam-
35
keit
wird den Schlüsselerfolgen der modernen
< Gesundheitspflege gewidmet, und zwar auf
Џ.
dem Beispiel der Transformation von Infekti-
•Ξ
onskrankheiten, die ganze Population betreffen,
jj in übliche Kinderkrankheiten. Die Abhandlung
•л
wird mit Angaben von einigen einzelnen und
f< für die Modernisierung der öffentlichen Ge¬
sundheitspflege Reformschritten beendet, wie
z. B. Einführung von Schulärzten, die aus Haus¬
haltsmitteln der Gemeinden bezahlt werden,
oder die durch Selbstverwaltung eingeführte
Regelung der Prostitution.
Die gegebene Problematik wird an einer Ge¬
samtheit von einigen
typologisch
unterschied¬
lichen Städten bearbeitet. Aus der vorgenom¬
menen Untersuchung folgt, um 1900 wurden
viele Städte um den Preis der hohen Verschul¬
dung der Gemeindehaushalte zu relativ gesun¬
den Lebensräumen.
Elektrifizierung der Munizipalitäten
in Mähren und Österreichisch-Schlesien
bis zum
I.
Weltkrieg
PAVEL KLADIWA
Die Elektrifizierung von Mähren und Öster¬
reichisch-Schlesien begann sich im Vergleich
mit Westeuropa später durchzusetzen. Am Vor¬
abend des
I.
Weltkrieges hatte nur ein Viertel
der Mährer und Österreichisch-Schlesier im
Vergleich zu den drei Vierteln des Wilhelm-
schen Deutschland die Möglichkeit Strom zu
beziehen. Zur flächenhaften Elektrifizierung
der Haushalte kam es erst während der
I.
Repu¬
blik, bis 1914 wurden die Kraftwerke vor allem
in den Industriezentren für die Herstellungsbe¬
dürfnisse, für die öffentliche Beleuchtung und
für die Massenverkehrsmittel gebaut. Die ersten
Kraftwerke, egal ob Betriebs-, Privat- oder Kom¬
munalkraftwerke, hatten aus heutiger Sicht eine
kleine Kapazität. Die Phase der Großkraftwerke
begann erst in den letzten Vorkriegsjahren mit
dem Bau des Kraftwerkes in Rosice bei Brno,
das etwas „völlig Anderes" darstellte - hinsicht¬
lich des Preises des produzierten Stromes, hin¬
sichtlich der Gewinne und selbstverständlich
auch der Anschaffungskosten, die so hoch wa¬
ren,
dass
eine enge Verbindung mit dem Bank¬
kapital notwendig war.
Im Falle der ältesten Kommunalkraftwerke
bewegten sich die Gemeindeselbstverwal¬
tungen in manchen Fällen auf sehr dünnem
Eis. Technische Vorrichtungen, in welche
sie investierten, wurden wegen der hastigen
Entwicklung ziemlich schnell alt. Die Rathäu¬
ser konnten in den meisten Fällen nicht den
schnell steigenden künftigen Energieverbrauch
einschätzen, was bedeutete,
dass
sie nach ein
paar Jahren nach dem Kraftwerkbau mit einer
unzureichenden Kapazität der Elektrozentrale
kämpften. In den Rathäusern fehlten in der Re¬
gel Fachmänner, die zu der Richtigkeit der Ent¬
scheidungen beigetragen hätten. Wie die Studie
am Beispiel von
Nový Jičín
zeigt, hatten die Rat¬
häuser derjenigen Städte, die zum Aufbau eines
Kommunalkraftwerkes mit zehn- oder zwanzig¬
jähriger Verspätung im Vergleich zu den ältes¬
ten solcher Betriebe schritten, schon die Mög¬
lichkeit und Zeit zum Lernen und es scheint,
dass
sie sie nutzten und überlegt handelten.
Die Rentabilität war in ökonomisch bedeu¬
tenden Ortschaften beträchtlich, auch in der
Phase der Kleinkraftwerke, und falls die Rat¬
häuser dieser Städte vor dem Betrieb in eigener
Regie einen Vertrag mit einem Privatsubjekt
bevorzugten, brachten sie die Kommunalkasse
um Gewinne in Höhe von zehntausenden bis
hunderttausenden Kronen pro Jahr. Dasselbe
gilt auch für den Betrieb der Straßenbahn.
In den letzten Jahren vor dem
I.
Weltkrieg
zeigte sich auf diesem Feld der Wirtschafts¬
nationalismus im Zusammenhang mit dem
Durchdringen des Großkapitals, das Interesse
am Bau der Großkraftwerke hatte. Die tsche¬
chische elektrotechnische Industrie ließ sich
auf den ungleichen Kampf mit der deutschen
Konkurrenz ein. Bei der Berücksichtigung von
rein ökonomischen Faktoren (Verhältnis Qua¬
lität/Preis, Erfahrungen und Renommee der
Produzenten) mussten die tschechischen Fir¬
men unbedingt benachteiligt sein, ins Spiel kam
allerdings noch eine weitere wichtige Größe,
und zwar der national-ökonomische Faktor, wie
sich offensichtlich im Zusammenhang mit der
Gründung von drei mährischen Kraftwerksver¬
bänden zeigte.
The City and City Society
in the Process of Modernization,
1740-1918
Or
<
э
ел
Introduction
Dear readers, the publication you are now
holding was created on the basis of a two-day
research seminar entitled "The City and City
Society in the Process of Modernisation,
1740-
1918".
The seminar was organized by the His¬
tory Department of the Faculty of Philosophy of
Ostrava University in Ostrava and the Centre for
Economic and Social History of Ostrava Univer¬
sity in Ostrava in cooperation with the Institute
of History at the Academy of Sciences of the
Czech Republic on
6
and
7
November
2008
in
the auditorium of Ostrava University.
The subject we chose for the seminar is an
important part of the "Economic and Social
Factors of the Historical Process of Moderniza¬
tion" project established in April
2008
and be¬
ing pursued by a team of workers at the Centre
for Economic and Social History of Ostrava
University in Ostrava. In our opinion this is a
relevant issue, one that is seldom explored in
the Czech historical sciences, that has great
importance for understanding the complicated
relationships of contemporary society. All stud¬
ies with a similar
spatiotemporal
focus touch
on the theme of the modernization processes
of urban society to some degree, though not
necessarily explicitly. Our main inspiration
came from the German works of
Kocka, Gall,
Stekl,
Teutenberg, Wehler and
Zimmermann,1
ι
The reader can find citations from these and
other works in:
FASORA,
Lukáš: Svobodný občan
ve svobodné obci? Občanské elity a obecni samo¬
správa města Brna
1851-1914.
Brno
2007;
FASORA,
Lukáš -KLADIWA, Pavel: Obecní samospráva a lo¬
kální elity českých zemi
1850-1918.
Koncept a dílčí
výsledky výzkumu. Český časopis historický,
2004,
4,
p.
796-826;
KLADIWA, Pavel: Město a městská
samospráva éry Františka Josefa I. v procesu moder¬
nizace.
In: GONËC,
Vladimír
(ed.):
Česko-Sloven-
ská historická ročenka
2007.
Brno-Bratislava
2007,
p.
23-49;
KLADIWA, Pavel
-
POKLUDOVÁ, Andrea
-
KAFKOVÁ, Renata: Lesk a bída obecních samospráv
Moravy a Slezska
1850-1914.
Díl
IL,
svazek
I.
Muži
z radnice. Ostrava
2008.
from our neck of the woods the exemplary con¬
nection of the economic and social processes
and the elaboration of the theme of functional
groups of society by
Machačová
and
Matějček2,
in some regards the book by the collective of
Horská, Maur
and
Musil3
and the Maier pub¬
lication.4 Important conceptual inspiration
comes from Stairs concept of social changes
connected with the European modernization
process, in which the "old" elite are not able to
secure the full functionality of social relation¬
ships and find themselves under pressure from
the "new" elite, as well as the interaction of
the processes of social stabilisation and social
changes.5 In our opinion, this concept is valid
not only for the central level (state, regional),
but also for the urban and, to a limited extent,
the small town environment.
Instead of the history of individual towns, the
program of the research seminar was focused
more on "history in towns", i.e. the processes
of society as a whole and the general develop¬
ment trends documented in specific examples.
This was all under the visual perspective of
2
MATĚJČEK, Jiří: Malé město v českých zemích
v
19.
století a jeho vliv na fungováni společnosti
(úvodní studie).
In:
MACHAČOVÁ,
Jana-MATËJ-
ČEK, Jiří
(eds.).·
Studie
к
sociálním dějinám
19.
sto¬
letí
3.
Opava
1993,
p.
112-168;
MACHAČOVÁ, Jana-
MATEJČEK, Jiří: Nástin sociálního vývoje českých
zemí
1781-1914.
Opava
2002; Ibid.:
Problémy obecné
kultury v českých zemích
1781-1989.
Kutná Hora
-
Opava
2008.
3
HORSKÁ, Pavla
-
MAUR, Eduard
-
MUSIL, Jiří:
Zrod velkoměsta. Urbanizace českých zemí a Evropa.
Prague
-
Litomyšl
2002.
4
MAIER, Karel: Hospodaření a rozvoj českých
měst
1850-1938.
Prague
2005.
5
ŠTAIF, Jiří: Obezřetná elita. Česká společnost
mezi tradici a revoluci
1830-1851.
Prague
2005;
ŠTAIF, Jiří: Sociální dějiny
19.
století a jejich inter¬
pretační možnosti na prahu
21.
století.
In: ČECHU-
ROVÁ, Jana
-
ŠTAIF, Jiří
(eds.): K
novověkým so¬
ciálním dějinám českých zemí
VI.
Sociální dějiny
dnes.
Prague
2004,
p.
13-32.
386
as
so-called "structural history," which we un¬
derstand from the example of the German re¬
searchers
Jürgen
Kocka
and
Winfried Schulze
as a method of looking at prominent historical
phenomenon such as internal construction, re¬
lationships, status, super-individual develop¬
ment and processes and, to a lesser extent, in¬
dividual events and personalities-as a method
that focuses more on conditions, space for
decision-making and the possibility of human
behaviour in history; it explains collective phe¬
nomenon rather than individuality and the in¬
dividual motives behind behaviour. According
to this concept, the objects of study are mainly
social groups, structures and macro-processes.
Our intention was for individual essays to
have, among other things, evidence that could
be used to judge, in the authors' opinion, how
(un)civil, (un)modern and (non)progressive
the environments of our (pre-Cisleithania) cit¬
ies were during the 19th century, especially in
the second half, with reference to the genesis of
older development. Was it a liberal-civil and en¬
terprising environment, specifically "Austrian"
civil, or, instead, conservative-one in which the
new conditions were embraced reluctantly and
under pressure from the state. Can we speak
of the parallel existence of qualitatively diver¬
gent civil classes in the
Habsburg
monarchy,
i.e. distinguish in this way between the large
and small-town provincial environment, or did
civil classes not actually exist in the true sense
of the word in the provincial environment? To
what extent did separate national civil societies
emerge in the ethnically mixed environment?
Can we find tangible and conclusive evidence
of (un)civility in an analysis of long-term pat¬
terns of behaviour, conduct, in the transforma¬
tions of functions and functional groups in ur¬
ban society? What content do important terms
such as modernization, civil society, liberalism,
conservatism, identity, interest groups, social
antagonism and social communication have in
the studied period according to the experience
of individual researchers? In other words, we
strived for some type of integration of regional
research and separate research projects of so¬
cio-economic and cultural phenomena which,
in our opinion, often produce large amounts of
valuable information, the utilisation of which,
however, requires a connection with more gen¬
eral ties to society-wide development.
Another goal of the organizers of the con¬
ference was for works to address one or more
of the themes from the following portfolio, ar¬
ranged into three areas:
I.
Sources and methodology
•
Various types of sources and their utility (e.g.
old topographical handbooks, agriculture land
registers, registers of people and census data,
directories, tax records, records of home own¬
ers, newspapers, etc.).
•
Possibilities of using literary works.
•
Methodological suggestions for studying the
history of towns from Czech and foreign litera¬
ture (e.g. new ideas for researching the working
class, societal secularisation, the broader con¬
text of the process of teaching and socialising
the uneducated population, adopting behaviour
models, education).
II. Social-economic processes
•
The heritage of Enlightenment administrative
reforms and their impact on future progress.
•
The opinion of the pre-March social elite on
the matter of the municipal self-governments.
•
The impact of 19th century legislation on
the form of the urban organism and its ruling
classes.
•
The relationship of the urban ruling classes
and state legislation of the second half of the
19th century, the old and new (alternative) elite
in the urban environment and the connection
between the two, the role of the old functional
elite in the urban environment of the 19th cen¬
tury (aristocrats, Church).
•
The role of state offices and institutions in
towns.
•
The differences in the development of the
backward small town environment and the
environment of modern industrial towns: pro¬
moters and opponents of the modernisation
process, the winners and losers in this process,
conflicts between individual groups of society,
the relationships between municipalities and
industrial companies.
•
The city as immigration space, the integration
of immigrants with an emphasis on two groups:
a) the educated classes; b) the lower classes.
•
The city as a communication space (we un¬
derstand social communication as a process
in which information is exchanged), the impor¬
tance of associations as a central communica¬
tion instrument of the new civic period, news¬
papers, the railways.
•
The establishment of national civic asso¬
ciations in ethnically mixed municipalities; the
penetration of nationalism and economic na¬
tionalism into the urban microcosm, its promot¬
ers and beneficiaries.
Ш.
Specific problems of town self-government
•
The construction of modern urban infrastruc¬
ture, its management and financing.
•
Town business management and its prob¬
lems; the indebtedness of towns.
•
The town administrative apparatus and its
professionalization in the second half of the
19th century.
•
The matter of self-government competence
in the small town environment.
•
The relationships of municipalities with re¬
gional authorities and state offices.
•
The national and social policy of municipali¬
ties (relationships with non-governing national¬
ities, opinion of law concerning home rule and
social legislation, immigration policy, etc.).
The seminar and the resulting publication
are naturally unable to provide a definitive
answer to the outlined questions; however,
we find it meaningful that they contribute to a
comparison of the experiences of individual
researchers, since an interpretation and evalu¬
ation of the problems and ideas set forth above
are quite varied in our historiography. We find
the reason for this in the fact that historical sci¬
ence in this area works with terms that are often
taken from other fields of research.
A total of
25
reports by authors from vari¬
ous research, archive and museum institutions
could be heard at the seminar held in Ostrava
in November
2008.
We consider the fact that
the seminar, despite original intentions, did
not manage to sufficiently cover the issue of
the city and urban society during the Enlight¬
enment and in the pre-March period to be a
certain shortcoming. The relatively rich discus¬
sion mainly revealed that Czech and, prima¬
rily, Czechoslovak historiography addressed
by means of micro-, macro and comparative
approaches the analysis of individual social
classes rather than the phenomena of inter¬
action in the urban environment. As
Jiří Štaif
stated, the original modernization concept used
by historiography and other scientific fields, is
already somewhat "outdated" and the time has
come for a shift toward a more productive con¬
cept of the urban environment that employs
themes of business, social and political history,
a concept that also includes research of demo¬
graphic and
urbanistic
processes. In his opin¬
ion the city should be studied as a functional
whole in which the interaction of behaviour
and identity occurs. Milan
Hlavačka
remarked
that the issue of the role of townspeople in es¬
tablishing business (capitalistic) relationships
was not addressed at the seminar, perhaps be¬
cause we were flooded with this research in the
past; the role of the market and consumerism in
relation to the new market and communication
possibilities, the valorisation of education and
family in the civic environment, secularisation
and
déchristianisation
were either poorly rep¬
resented or completely absent.
Twenty six of the contributions are to be pub¬
lished in book form. Two introductory articles
are followed by works classified in the three
thematic areas presented above. The portfolio
of studies is relatively varied, though not to
an extent that would prevent it from forming
a coherent whole whose homogeneity, in our
opinion, will progressively grow. We do not
believe that it is useful to present in this intro¬
duction the brief characteristics of individual
contributions; the foreign language abstracts
at the conclusion of this publication are better
suited to this purpose. We will only emphasise
here what explicitly or implicitly appears in a
specific study and should not, in our opinion,
escape the attention of the reader:
•
The characteristics of key processes con¬
nected with modernization and the general
catalogue of basic elements accompanying the
emergence of modern urban society.
•
The functional composition of cities, their
size and dependency on industrialization; the
share of communicative groups in the urban
environment, the traditionalism of the small
town environment and the long lasting patterns
of behaviour of "old" burghers living in these
small towns.
•
The significance of intelligence and officials
(state and private) as initiators of innovation in
the area of spiritual and material culture, mainly
in the environment of "rural" towns.
•
An inspirational listing of the latest trends in
research in German professional literature con¬
cerning the matter of the mutual relationships
of townspeople and the working class
(Bezie¬
hungsgeschichte)
in the social space of the city.
•
The effect of the process of modernization on
the transformation of the local identity and its
relationship to the regional and supra-regional
identity, the emergence of local and supra-lo¬
cal
emblematice in
the 19th century.
•
The issue of Sozialdisziplinierung and the cul¬
tivation of educationally and culturally under¬
developed classes of immigrants in the urban
environment.
•
The possibilities of utilising a social novel
from the working class environment as some¬
thing of a specific historical source containing
numerous realistic elements from the everyday
life of the working class.
•
The contribution of popular culture in creat¬
ing a new large-city communication space.
388
Э
(/3
•
The utilisation
of period theatrical
perform¬
ances as a source
reflecting the period aesthetic
and public demand in the civic environment.
•
The importance of cultural capital for creat¬
ing the habitus of civil classes.
•
The beginnings of environmental care in con¬
nection with the destructive effects of industri¬
alization.
•
The substantial influence of important eco¬
nomic subjects (industrial enterprises, railway
companies) on the development of the city and
the life of its inhabitants.
•
A listing of laws that state and city authori¬
ties and businesses used to suppress or at least
restrict labour activity, especially the strike
movement.
•
The birth of modern construction regulations
and the enforcement of more coherent zoning
that together contributed to the shape of 19th
century towns; the professionalization of the
construction business.
•
The impact of urban redevelopment on the
housing standard, especially for the middle
classes.
•
The permeability of the borders between in¬
dividual interest groups in the communal envi¬
ronment, with a leitmotif of economic interests.
•
The issue of hygienic conditions in industrial¬
ized cities.
•
The projection of economic nationalism into
national conflicts on the communal level.
We hope that each reader of this book finds
at least several subjects within their field of in-
Pavel Kladiwa
&
Aleš Zářický
What is Modernization?
MILAN
HLAVAČKA
Concepts of modernization and modern
society are very flexible but not inconsistent.
However most of the sociologists and historians
define modernization as a process of transfor¬
mation of agrarian society into industrial one.
Industrial and modern society disposes already
considerable amount of self-regulatory and
self-controlling or self-organizing abilities. The
process of modernization is mostly related to
the last
250
years of development of transat¬
lantic and Japanese societies. In the last time
modernization is understood as complex his¬
toric-social process where applying of new so¬
cial trends are on a grow, meaning particularly
secularization, unification, urbanization, liber¬
alization, bureaucratization, school education,
professionalism, individualization, medicaliza-
tion (partial feminization), and technicalization
of civil and public life, and also as a process
that takes into consideration a symbolism of tra¬
ditional and modern element during the whole
modernization process and at the same time
the difference of historical time being at the dis¬
posal to the modernization at various points.
Town and its Society in the Czech Lands
in the
Ì9{h
century
JANA MACHAČOVÁ-JIŘÍ MATĚJČEK
The objective of this work is a clearly organ¬
ized introduction of the development of the
towns on the base of the up to now results of
researches about towns in the 19th century re¬
plenished with results of research of behavior
paradigm and general urban culture.
The town is understood as territorial, resi¬
dential and construction unit with primarily
non-agrarian social functions. The towns dif¬
fered each of the other just by the files of their
functions which would change in historical
evolvement.
The study presents characteristics of the
towns at the end of agrarian and beginning of
the industrial epoch taking into account their
magnitudes and types and draws attention to
the delay of their changes if compared with
Western Europe.
In the agrarian era small towns prevailed in
Czech Lands, the town population formed only
20%
of population and it lived in king's towns
or in semi-agrarian serfdom small towns. The
functional composition of large and medium
sized king's towns corresponded to the needs,
the towns were centers of defense, road junc¬
tions, administrative and business centers,
seats of church institutions, and centers of spe¬
cial and luxurious trades, where earliest (as
well as in larger serfdom towns) development
of the active town elites striving for property
and prestige of success occurred.
Small serfdom towns had only functions for
needs of relatively small region, usually limited
to craftsmen production and trade (which were
often combined with farming on the soil) and
functions of administration of the town and the
estate. The study puts in the correct proportion
thesis about the decline of towns in the half of
the century and emphasizes the interconnec¬
tion between expansion of fabric towns (first
of all the textiles ones) and sources of water
energy and later on the transportation availabil¬
ity. It draws attention to what slowed down the
economics of small towns, shows the examples
of towns with traditional craftsmen production,
and characterizes sub-hilly towns. The charac-
teristics deepened even with the carriers of tra¬
ditional craftsmen oriented to modest affluence
and minimum of risk, providing even their chil¬
dren with the same local prestige and contrary
to this also with carriers of active craftsmen
motivated to effectiveness and social rise but
they do not neglect even the poor craftsmen.
It indicates the state of interests and thinking,
relation to church, to the ruler, the change of
town entertainments. It reminds poor set out of
infrastructure especially in small towns.
In the half of the 19th century, a turn in the
development of the towns arrived, which is in¬
dicated by the developments of metropolis and
small and medium sized towns. Related to the
industrialization and growing demand for the
goods, production and population in the towns
were growing. The study reminds the trajec¬
tory of evolvement of industrial towns and the
importance of migrants looking for a job. Par¬
ticularly in the last quarter of the 19th century
the network of medium sized towns over ten
thousand inhabitants grew dense and in the
towns most of the cultural innovations and of
economic changes arose. The towns had much
socially differentiated composition of the func¬
tional groups connected with industry, trade
and transportation, number of intelligentsia had
grown and particularly the number of industrial
working class, coming mostly from backward
country. A difference between "dynamic town"
and "stationary village" had become critical.
Towards the end of the century the agglomera¬
tion of towns began to rise.
Only then the paradigms of behavior of
citizenry began to change to transition from
"estate" to "performance" motivation and per¬
formance which had been reflected even in the
retreat of "old-citizenry" and craftsmen from
the local government and arrival of "new bour¬
geoisie" and qualified specialists and in the pro-
fessionalization of the administration. Citizenry
had already not represented the fundamental
part of the towns, the towns had not been theirs
anymore, but local interest and local prestige
remained, being partly reflected in the agile "as¬
sociation activities". Only elites were interested
in the over-regional matters and politics.
Only toward the end of the century the
trans-generation paradigms of behavior of im¬
migrants, who liberated from the poverty and
control of country society, were also changing,
thus contributing to the emancipation of this
class.
The society of the towns became wealthier
and more cultivated as regards their work and
life, the equipment of towns by the infrastruc¬
ture, impulses were increased, and the pace of
changes speeded up.
Mutual Relations between Citizenry and
Workers on the Local and Regional Level
Methodical impulses from German and
Austrian literature
LUKÁŠ
FASORA
The contribution analyzes situation in Ger¬
man and Austrian historiography in the area of
research of the urban society in the 19th century
with special aspect of mutual relations between
citizenry and working class. It places the theme
into the context of discussions about so called
Verbiirgerlichung and analyzes potential and
limits of philosophical-sociology theories of
Karl Marx and Max Weber concerning a selec¬
tion of suitable method. German researches,
connected mainly with the circle of historians
concentrated around
J. Kocka,
surpass with its
methodology Austrian researches, where the
theme lost its popularity at the turn of seven¬
ties and eighties while on the other side works
of Austrian historians are closer to Czech real¬
ity. The soil in Czech historiography appears
to the author ready for application of modern
methods of German historians, however a revi¬
sion of older results of research work of Marxist
historians is necessary. As well as, it is neces¬
sary to use interdisciplinary accesses used in
our country in sociology and ethnography in
the past.
Smetana's
Plzeň?
Remarks about the Role
of local Elites in the Construction of Local,
Regional and Over-regional Identity during
the 19th century
JIŘÍ ŠTAIF
Example of city of
Plzeň
is used by the au¬
thor's to description of the effect of the mod¬
ernization process on the transformation of lo¬
cal identity as well as its relation to the regional
and over-regional identity. The shift of the
concept of
Plzeň
trues to the Catholic Church,
into a concept of "black" and contemporary
even a "Czech"
Plzeň,
deeply hit by indus¬
trialization. The concept of local identity as a
"first town in Bohemia after Prague" has been
living in this construction another life which
the West Bohemian large city have been able
to defend without larger problems even in new
social conditions. The author in the conclusion
observe that local elites succeed in a long-term
construction of local, regional, and over-re¬
gional identities customarily only then if they
390
oí
succeed within the broader spectrum of their
up-to-date or potential clients in generally ac¬
ceptable way to balance the value relation both
to the past and the presence and contemporar¬
ily to offer certain vision of the future. In the
case of
Plzeň
the choice between modern and
more modern succeeded in a way that can be
up today remarkable by its multilevel structure
multi
dimensionality and cautiousness.
Galician Migration Waves to Moravian
Ostrava and their Reflection on the Pages
of Czech Daily Press and Fiction Literature
at the Beginning of the 20th century
HANA ŠÚSTKOVÁ
Migration of work force, immigration and
assimilation of incoming population into new
environment are highly topical in today's world
global economic system. The problems brought
by this reality were born in the 19th century to¬
gether with the transformation of former Euro-
Atlantic space into modern society based on
market economy.
Migration waves of Galicians into Moravian
Ostrava and its surrounding begin to appear
in 60ties of the 19th century (though already in
the 40ties specialists from the ranks of
Wielic¬
zka
miners appear in the Ostrava's coal basin).
Firstly a surge of non-qualified young men
into mining industry, respectively steel making
industry or building industry appeared. The
mass scale achieved the phenomenon during
бОиеѕ-ЅШеѕ
of the
19"'
century when complete
families moved: end of Galician immigration
was caused by the end of World War
1
and new
arrangement of the space after the war. The
phenomenon of Galician immigration, which
changed by its massive scale the demography
map of Ostrava and its surrounding, affected cul¬
tural level of the region, disturbed the national
arrangement, simply it touched all areas of so¬
cial development in the city and its surround¬
ing and it had to impact on the pages of daily
press and creation process of local authors.
Since the 2nd half of the 90ties number of
Czech press increased in Ostrava. Three news¬
papers from the beginning of the 20th century,
which represented three Czech political cur¬
rents-Young Czechs, Christian-social, and so¬
cial democratic, were chosen for the purpose
of this contribution. Young Czechs joined to¬
gether in Moravian Club, later also in Progres¬
sive association representing Czech citizenry
party. Christian Socials and Social Democrats
were representatives of mass parties with grow¬
ing importance due to the permanently growing
number of voters belonging to lower social stra-
tums in the observed era of
1900-1903.
Resulting image of a Galician seen by the
prospective of Czech daily press and fiction lit¬
erature we can resume as a mixture of regret
and contempt. The regret roused by the sad so¬
cial situation, illiteracy, non-sophistication, al¬
coholism. The rate of their criminality, national
indifference, respectively opportunism, and
in liberal or social democratic press also their
catholic bigotry, produced contempt. Entirely
special category was represented by Galician
Jews. Their arrival had provoked an increase of
the anti-Semitism, so far rather latent.
Ostravian Workers' Dwellings through the
Optic of Fiction Literature: since Accusa¬
tion of Capitalistic System to Defence of Old
Times
MARTIN JEMELKA
Broad spectrum of offering resource ma¬
terials is a reflection of various problems that
are necessary to deal with, when studying the
worker' dwellings in Ostrava region. The role of
significant historical, ethnographic, and socio¬
logical source is also played by fiction literature
when particularly social novels, stories or re¬
ports play an important role for a historian. The
fact that socially engaged literature was prima¬
rily addressed to the working people increases
the credibility of this type of source which is
dealt with in my contribution. The request of
exploiting of fiction literature as a source was
firstly presented by A. Hampl as early as in the
twenties of the 19th century, in the half of the
fifties it was ethnographer
Antonín
Robek,
and
the theme of exploiting fiction literature as a
source was also used by literary historian
Jiří
Svoboda
and historian And
lin Grobelny.
In the
case of Ostrava region wet may say that there is
an uninterrupted tradition of social novel from
working surroundings of the workers' dwellings.
Beginning with
František Sokol Tůma
(1855-
1925)
and ending with a novel
Křížová cesta tří
františkánů
(2001)
by Jiří Stan
(1926).
It was im¬
possible to present exhausting re-capitulation
of social novel, story and drama of Ostrava re¬
gion in this contribution. I have been interested
in feasibility of literary pieces to the study of
life in works' dwellings when as examples were
used exemplifications from literary heritage of
A. M. Tilsch, J.
Třenecký,
J.
Filgas
and
J. Stan.
Almost documentary description of Lanzer
dwelling in
Michálkovice,
generalization of per¬
sonal features characteristic for miners' dwell¬
ings
(Třenecký),
report like catching of miners'
lodging houses
(Filgas)
or detailed description
of dwellings of
František
(Stano)
should have
served as examples of exploitation of fiction lit¬
erature as sources for study of Qstrava's work¬
ers dwelling. Fiction literature cannot served as
a guide of historical data without comparison
with other sources, but it may complete miss¬
ing pieces of information in places where tra¬
ditional historical source often fails: at descrip¬
tion of complicated position of women, widows
and students, at description of climatic and
acoustic phenomenon characteristic for dwell¬
ings or for capturing the atmosphere of workers'
dwellings.
Artistic Associations and their Function in
Forming Citizen Cultures
Central European comparison
TOMÁŠ KAVKA
The article deals with the possibilities of
social-historical comparison of artistic associa¬
tions that were formed in the
19*
century inside
Central European cities. These organisations
were established as a part of citizen associating
based on democratic principle of common de¬
cision taking. Members of
Bürgertum
learned in
the associations public communication, firstly
in non-political interests and later to be able
to form even political associations and to cre¬
ate political public. The purpose of the artistic
associations was to increase, in the creating
urban citizen society, the interest of art and
to compose it into the world of citizen values.
At the same time they were striving to liberate
high culture from the influence of the contem¬
porary its promoters, estates of the
ancien ré-
g/Vne-church and nobility, and as well as to take
over control over the market with art.
The first associations emerged since 20ties of
the 19th century and during the first half of the
19th century they spread in all significant Ger¬
man towns. In the second half of the century,
their alternatives began to emerge at other eth¬
nic groups of various regions of
Habsburg
mon¬
archy. In multinational monarchy they worked
both in the other legal condition and they dif¬
fered from each other by their stress on the na¬
tional aspect of individual ethnics of
Habsburg
monarchy. For comparison of working of the
attitudes towards the national societies three
selected associations were compared-typical
German association of the citizenry stratums-
Leipziger
Kunstverein,
Umělecká beseda
of
Prague as a Czech national artistic, association
and an association of Moravian Germans
Mähr¬
ischer
KunsWerein of Brno. By description of
mechanism of their functioning, social structure
of the members of the associations and their
meaning for individual surroundings, parallels
and differences of three geographically close
societies should be discovered, based on their
specific seize of the phenomenon of high culture.
Sensational Popular Press as a Source
of the Study of the Urban Space and its
Inhabitants
JAKUB MACHEK
Pražský Ilustrovaný Kurýr
(1893-1918)
was
the first Czech representative of mass illus¬
trated press. Its origin was related to the devel¬
opment popular culture in Czech lands at the
turn of the century. Mass press spread common
awarness about city, events and its inhabitants
and thus it created new communication space
exploited by the broadest levels of the common
people who became its principal readers. The
cheap popular press broke through present
cultural monopoly of the higher stratums and
it accommodated by its contents and its opin¬
ion and tuning to the attitudes and beliefs of its
readers. It became an indispensable guide in
the modernization process and assisted to its
readers to identify with modern city civilisation.
The popular press thus can be an important
source of recognition of every day culture, at¬
titudes and patterns of behaviour of the masses
of urban population and at the same time also
an ideal witness about the process of grasping
the culture and identification of the population
with the city surroundings.
Thanks to the close interconnection of the
popular press with the city surroundings, com¬
parison of the
Kurýr
enables us to follow the
different situation of Prague and other large
cities or fast developing provincial centres. The
Prague inhabitants may be characterised by
much lesser interests about the life and events
in the world great cities, and a formation of
large cities identity cannot be observed as well
as we miss realization of solidarity of the inhab¬
itants of the cities, crossing political, social, and
ethnic differences as it is described by various
authors in the other great cities.
Citizenry in
Stavovské divadlo
(Estates
Theatre) at the Turn of 18th and
IS)*
century
HANA ZIMMERHAKLOVÁ
The contribution pays attention to the prob¬
lem of citizenry repertoire in Estates Theatre in
Prague at turn of 18th and 19th century. First of
all it shortly concentrates on theoretical shield¬
ing and sources. Thus also an issue of exploit-
392
Ofi
ing stage play as a source of social history is
opened.
Further it follows concrete development of
the repertoire composition of Estates Theatre at
the turn of
18"'
and 19111 century, with taking into
account to depict citizenry and urban environ¬
ment. It concentrates on three lines of dramas
starting with the aesthetically most demanding
and finishing with simple plays dedicated to
lower society stratums. All mentioned reper¬
toire characteristics are in the contributions
always put to the due context.
Firstly so called citizenry tragedy is taken
into account. More in detail Lessing's play
Emilia Galotti is in this aspect pursued that was
an opening performance in Estate (Nostitz's)
Theatre. In the second part the contribution
deals with creation of typical repertoire corre¬
sponding to the majority taste of citizenry stra¬
tums. It therefore pays heed to entrepreneurial
activities of the governor K. Liebich who had
brought to theatre popular citizenry repertoire
of German provenience. It concerned mainly
the pieces of A.
von Kotzebue.
In the third line
the text is directed to the problems of Czech
plays and their adaptation of the citizenry sur¬
roundings. In the conclusion the contribution
highlights again some factors, which were con¬
nected with creation of programmes of the thea¬
tre, particularly then these showing the inten¬
tions of theatre entrepreneurs.
Some Problems of Silesian Towns
during the Process of Modernization
DAN GAWRECKI
The article comprises the territory of the
whole historic Silesia. Division of Silesia in
1742
enables to compare the processes linked with
their modernization in the condition of two
neighbouring states. The statistic charts resume
the comprehensive tendency of the growth of
number of inhabitants in Silesian towns. Par¬
ticularly the towns in industrial (firstly in textile,
later in mining- iron works) areas were grow¬
ing. Mainly in these many of the country towns
were more populated than traditional historical
towns in Silesia. In the Prussian Silesia they
would consecutively acquire town rights to the
contrary to Austrian Silesia where the number
had not changed in the "long" 19th century.
Prussian state was after overcoming of the
strict centralised and economical measure¬
ments in the
Іб"1
century more liberal toward
the town than Austrian attitude. It regarded leg¬
islative, town administration, economics, rep¬
resentation of the town deputies in the Land-
stag and in Reichstag, in district assemblies
etc. Author has attempted to characterise the
development of the towns and cities as regards
economy, transformation, culture, education,
expression of ideological, regional, and politi¬
cal life. The cities and towns had predominant
role in processes of modernization, position of
Vratislav
in Prussian Silesia being of course the
dominant one, though competitors was grow¬
ing in the towns of Upper Silesian industrial
area. The absence of traditions of developed
city life (school education, culture, way of life)
created relatively unfavourable starting posi¬
tion but on the other side just this was not an
obstacle for realization of many modernizing
tendencies.
The National Problems of Silesian Towns
in the Time of Modernization in
1740-1918
MARIE
GAWRECKÂ
The towns had considerable importance for
development of national activities of Germans,
Poles, and Czechs. There exist considerable
similarities in national composition and course
of Germanization (fact graphic data about the
development of national composition are con¬
tained in charts) between Prussian and Aus¬
trian Silesia. The differences lay in the central
position of country's
capitol (Vratislav-Bre-
slau) end in the conditions for evolvement of
national activities. In Prussian Silesia a voting
system practically preventing an election of
Polish candidates was applied. In Austrian Si¬
lesia where
curial
system was applied for the
whole observed period, Poles and Czechs had
in the Landtag some deputies since 70ties of
the
W
century even though their number
was
disproportional
to the national composi¬
tion. Since 70ties Pole's school education had
been liquidated, even the elementary, and even
the former Germanization tendencies were
stronger than in Austrian Silesia. There both
Poles and Czechs had not only the elementary
schools but in
Opava, T šín
Polská Ostrava
they had state and private grammar schools,
or teacher institutions respectively though
their number did not match their requests. The
principal problem of the emancipation of Polish
politics was to remove the, dependence on the
catholic party Centrum controlled by Germans.
Poles and Czechs had their own political par¬
ties in Austrian Silesia that were often a part
of whole-national political structures. A basic
change in the national situation had occurred
after establishment of successor states after
World War One.
"Modernization in a Great Poland Way".
An Attempt of Characteristic of Modernizing
Processes in Great Principality of
Poznań
in the second half of the 19th century
and at the Beginning of the 20th century
DAMIAN SZYMCZAK
The 19th century is a very important histori¬
cal stage of the development of Great Poland
that imprinted to the region contemporary face,
appearance, economic specific features or men¬
tality of were created just in this era-the era of
occupations. This period cannot be considered
only as a sad time of national humiliation but
also as a period of revolutionary changes and
growing modernisation that affected all popula¬
tion there. In
Poznań
region had had this proc¬
ess specific features because it rose from two
sources. On the one side we have here an effort
of Prussian state to make a model administered
province of the empire and to increase the civi¬
lization level. Together with this "moderniza¬
tion from the above" a regular
Germanization was pursued. On the other
side, as a reaction of the activities of the Prus¬
sian administration self-modernising efforts
of the Polish population appear. Self-improve¬
ment, the effort of organizing oneself, the grasp¬
ing the meaning of "organic activity" or a slogan
"oneself to oneself" are basic starting points
connected with the process. In this climate
of mutual German-Polish clashes a new so¬
cial structure emerges. In Great Poland where
strong educated middle class had become an
important part of this structure which was quite
sporadic if compared with other Polish regions.
Proselytism as Modernizing Phenomenon
(on the Example of Moravian Ostrava
in the
1850-1920)
MARTIN JEMELKA
If we are looking for the roots of contempo¬
rary religion life in our cultural space we cannot
ignore the universal process of so called mod¬
ernization that in the area of religion life had led
to the transition from the institutionalism forms
of publicly practiced religion support, to the
separation of church and state, secularization,
privatization, and to intimate practicing
о
reli¬
gious ideas and values. The secularism initiated
by modernization and retreat of Christianity in
the society, opened a space beyond the bound¬
ary of institutional, legal, and administrative
changes, where conscious but also personally
unreasoned changes of religion confession and
transfers between confessions occurred, which
phenomenon is called by me by rather flexible
term proselytism. The submitted study should
be a contemplate over the role of proselytism
as a modernizing factor on the example of Mora¬
vian Ostrava by the optic of a source as the Book
of changes of profession of the Roman Catholic
parish office in Moravian Ostrava. The book of
changes of profession of the local Roman Catho¬
lic parish office is a source that can capture the
transformation of religious thinking which oc¬
curred in
1854-1920
even in Moravian Ostrava.
Catholicism ceased to be a dominant profes¬
sion as the city was hit by the wave of transfers
to Lutheran confession around
1900
caused by
influence of national German propaganda, and
already before war leaving of church toward ag¬
nosticism began while reasons for transfer had
changed from purely pragmatic ones (marriage,
employment) to idealistic and world views (so¬
cialism, German nationalism, atheism). Gener¬
ally the World War One, formation of
ČSR
and
establishing of national churches (Czech Broth¬
ers, Czechoslovakian) is considered as a break¬
ing point of the religious life of the population of
Czech lands. The year
1899
was a local breaking
point because of the fact that then more people
left the church than entered it. In the study I
wish to remind the fact that religion was part of
politics even before
1918,
when slogan
"Los von
Rome (Away from Rome)" was used by German
nationalists and changes of the religious convic¬
tion would happen even before the democrati¬
zation of the state occurred.
The 19th century, Century of Improvement
Associations
(Renner
Association
in
Strakonice)
JIŘÍ KUPKA
The 19th century brought about a number of
changes resulting in the liberation and emanci¬
pation of bourgeois society. Municipalities and
cities acquired the right to resolve freely on all
matters provided they respected the laws of the
land and the empire. The development of cities
was accompanied by the appreciation of the sig¬
nificance of green areas and nature for a healthy
life. The first municipal parks were opened to
the public. The development of verdures par¬
ticipated in voluntarily by a great many peo¬
ple-active participation of the population was
typical in the 19th century. It gave rise to a
number of cultural, tourist, embellishment and
other associations. This paper presents one of
them, the
Renner
Association, which originated
in
Strakonice
in
1885
on the basis of a bequest
of
Antonin Renner,
the local entrepreneur and
patron of arts. It organized the improvement of
394
large local green areas, supported culture and
opposed vandalism. Due to political changes
after
1948
the representatives of the association
were made resolve voluntarily in
1952.
¿
State Bureaucracy and its Influence
5 on
the Development of Country Towns
6
MARIE
MACKOVÁ
State bureaucracy was getting into the struc¬
ture of urban population outside the country
centres as far as in the 19th century. It always
represented a small part of the society which
however concentrated in their hands a consid¬
erable power. Significantly different position
of the state bureaucrats ensued both from this
share of power and from high level of education
and also from significantly greater experience
acquired in other regions of the monarchy and
at last from a very serious access to the decisive
pieces of information. The influence of state
bureaucracy on the development of the towns
began to be more decisive only after the half
of the 19th century when substantially more of
it got beyond administration centres. However,
simultaneously the border of competence be¬
tween state administration and self-government
was guarded. The fact that state bureaucracy in
active service had honorary suffrage, ranked
it into elites of the country towns. Their opin¬
ions were taking into account particularly as
advisory ones. A special and very influential
sort was a state bureaucrat-countryman. Such
a man did not return into the native town. The
way of thinking of that time mostly did not allow
the contacts entirely ceased. His influence on
the development of the town was either direct:
supporting of some action materially. Or indi¬
rect, being based mostly in intercessions, lobby¬
ing or just in early acquiring and handing over
of needed pieces of information. For most of the
state bureaucrats it was a matter of honour to
act in benefit of native town regardless to the
fact that they might not have no-one from the
family. Such a state bureaucrat could not practi¬
cally get into a clash with self-governing com¬
petences as he was geographically too far from
the concrete ones and for the same reasons nei¬
ther different political orientation minded. At
the beginning the state bureaucrat intervened
mostly into economic sphere, later then on the
contrary into the cultural and school education
areas etc. Influential countryman in the state
service would choose according to the personal
tendency: the most frequent areas covered
school education, communication accessibility,
public beneficial spheres, and culture.
Liebigs and their Influence on Establishing
of Town Environment during the Process
of Industrialization of Northern Bohemia
JIŘÍ
BARES
Northern Bohemia and particularly
Liberec
area are one of the oldest industrial areas of Bo¬
hemia and the whole former monarchy. Their
industrial development is related to the consid¬
erable process of industrialization in the second
half of the 19th century which had an impact on
the city dwellings in this province. Often the
construction effort of the entrepreneur classes
appeared in the character of town settlement.
The family of Liebigs belonged among signifi¬
cant entrepreneur elites, which participated in
the industrial development of Northern Bohe¬
mia, oriented particularly mainly to textile in¬
dustry. However, their enterprising was spread
in other direction, beginning with mining activ¬
ity, production and processing of construction
materials and also in participation in compa¬
nies operating a railway.
Liebigs were founders of several important
industrial enterprises that had changed the face
of Northern Bohemian region. Particularly on
the cadastre of town of
Liberec
and
Železný
Brod
formed factories together with dwelling
buildings a compact town part occupying rela¬
tively large area. In order to create of socially
stabilized town environment, Liebigs subse¬
quently concentrated on the care of their em¬
ployees too, by building both of cheap workers
flats and managerial houses but even social
institutions like schools, kindergartens, cater¬
ing facilities and ambulances as well. After the
model city districts abroad, in
Liberec
so called
Liebig's small town was e.g. built up, whose part
consisting from small villas and houses erected
above Liebig factory are visible even today.
On the turn of the
\Ψ
and 20th century rela¬
tively significantly the face of
Liberec
streets
had changed when besides tramways relatively
new means of transport appeared-the automo¬
bile. The family of Liebigs contributed to it quite
prominently. One member of the family-Theo-
dor Liebig-became a pioneer of motor sport in
the monarchy. Not only that he bought a car but
he began lately to manufacture it.
General Characteristic of the Strike Move¬
ment in Cisleithanian Towns at the Turn of
he 19th and
ŽO"1
century
STANISLAV
KNOB
The historians can in their study of strikes in
the industrially developed countries at the turn
of the 19th and 20th century use statistic sources.
Data from them can be (not without difficul¬
ties) compared. Cisleithania had not achieved
in number of strikes or number of strikers the
values achieved in other countries (e.g. Eng¬
land, Germany, France), nevertheless some in¬
dustrialized areas (e.g. Czech border area, big
cities and their surroundings, Austrian Silesia)
exhibited high striking activity. The economic
struggles of the working class with many riots
cast very bad light on the working people.
Workers' movement was persecuted from two
sides: state administration and employers. The
first group consisted of all bodies of the state
administration from interior ministry to the ad¬
ministration of first instance (local and district
authorities). Coalition law was the most impor¬
tant law exploited by authorities against strik¬
ing workers. Year
1870
when new coalition law
abolished punishability of strikes meant radical
change. The employers exploited against strik¬
ing workers the Trade Code, Mining Code and
Service Rules. The most powerful lever against
striking workers was a threat of eviction from
companies' flat or abolishing of the claims for
money from supporting payment office. Based
on my research I assume that persecution in
the work was intensive but not massive. The
spokesmen and leaders were those who par¬
ticularly struck, the others were accepted again
to work after the strike was over.
Strike movement affected cities more than
country. Governments of individual European
countries had under the pressure of strike
movement to deal with social policy (e.g. vari¬
ous kinds of insurance were set, Trade Inspec¬
tor Office was established etc.), for maintaining
social peace. In my opinion, establishment of
social legislative is the most important contri¬
bution of the strike movement.
Hrušov
as a Near City Settlement Unit
of Industrial Type (Characteristic of some
Peculiarities of the Life and Decline of this
Specific Locality from the
Anthropologie
Point of View)
VLADIMIR J.
HORÁK
-NICOLE
HIRSCHLER-HORÁ-
KOVÁ-ALEŠZÁŘICKÝ
In the pre-industrial era
Hrušov
was an
agrarian village that under the influence of in¬
dustrial development, and under the influence
of Ostrava as industrial centre, had change into
industrial suburb settlement locality. This proc¬
ess was in progress in the second half of the
19th century and for the whole half of the 20th
century.
Hrušov
was a locality that was marked
with many specific peculiarities influencing its
general development. The commune was situ¬
ated from more point of views in the border po¬
sition, therefore on
multi
peripheral location.
1.
on the land border between Moravia and Si¬
lesia;
2.
on the state border
(1742-1918)
between
Habsburg
monarchy and Prussia,
1918,
respec¬
tively
1919
between so called Weimar Republic
respectively Third Reich and Czechoslovakia,
1938
Czecho-Slovakia between Poland and
Third Reich,
1939-1945
between Protectorate
Bohemia and Moravia and Third Reich,
3.
bor¬
der between town and country. All these border
positions were the reasons for Czech, Polish,
and German cultural influences were applied
and the commune had relatively complicatedly
to find its own identity in demographic, cultural
and political spheres. Besides Czech and Ger¬
man population, also Poles, Jews but even Rus¬
sians and members of other nationalities living
in then monarchy found their homes there.
Another specific aspect represented a spe¬
cific geographic location of
Hrušov
on the
confluence of the rivers
Odra
and
Ostravice
and therefore the commune was situated in
relatively active inundation area and the whole
locality was relatively often hit by catastrophic
floods that subsequently devastated the built-
up area and this was one of the cause of the
gradual reduction of population. Breaking of
the integrity of the commune was not caused
only by the floods. The liquidation of the build¬
ing objects was also caused by construction
of communication streams that were situated
in the centre of the commune and that had in
fact no connection with this settlement unit. An¬
other factor negatively affecting the evolvement
of
Hrušov
was the transformation of industrial
production, which was realized during the nine¬
ties of the last century, and which was accompa¬
nied subsequent shutting down of the industrial
activity in the commune. This naturally excited
and speeded up the leaving of the population so
far living in
Hrušov. Hrušov
is a typical example
of a commune, where by conjunction of several
woeful factors, the functionality of the whole set¬
tlement organism was destroyed, which at last
manifested itself by gradual becoming necrotic,
leading towards its definite decline.
Saint Patrick versus Saint Vitus: Social Strat¬
egy and Institutional Change in Finish Build¬
ing of Cathedral of Saint Vitus and Building
of Cathedrals in Melbourne and New York
PAVEL
KALINA
Finish built up of Prague cathedral of Saint Vi¬
tus was organized and financed by Unity for fin-
396
Ot
ish built up of cathedral of Saint Vitus, founded in
1844.
The Unity represented relatively new and
democratic element in Czech society. Neverthe¬
less, we see certain relying on the support from
Prague governance and state treasury. Building
of Catholic cathedral in Melbourne, far from it,
was supported by Bishop James Alipius Goold,
born in Ireland. Building was financed mainly
by Irish immigrants in a situation when Angli¬
can Church was the state religion in the British
Empire. We must see behind it the gold boom
in 60ties of the 19th century when thanks to the
findings in the inland (area of
Ballarat
and
Bend¬
igo)
Melbourne ranged among the fastest grow¬
ing cities in the world. Architecture of the ca¬
thedral implemented the language of European
homeland but exploits local building material
and deftly works with the light. The cathedral
in Melbourne was designed by William Wardell
who was born in England and in the adult age
he converted to Catholicism. Official support
manifested itself primarily by surrendering the
building site on the low rise above the Victoria
city centre. The United States, contrary to Great
Britain and Danube Monarchy, consequently
implemented division of the church and state
and its political system was generally more
open. The Catholics, mostly immigrants from
Ireland, and later from Italy and Eastern Europe,
often met a hidden discrimination. Also Irish
population in New York belonged to the poorer
social stratum. Archbishop John Hughes who
initiated building of New York cathedral arrived
to the United States from Ireland as an adoles¬
cent without higher education. The building
was carried out by American architect James
Renwick descending from elite intellectual sur¬
roundings. Besides creative interconnection of
various inspiration sources, incorporation into
renowned Manhattan Grid can be considered
as a considerable merit of the building: the
cathedral thus had become a part of generous
project enabling a variable treatment of the city
space that was hierarchically entirely unar-
ranged. Both in Melbourne and in New York the
building of Catholic cathedrals served rather to
self-identification of initially lower classes of
population which were facing social discrimina¬
tion on the part of ruling elites. General social
and political concentrating of the local society
enabled to strengthen the horizontal relations
inside individual regional communes and stim¬
ulated their enforcement in the majority soci¬
ety: The first one hundred contributors in New
York donated identically one thousand dollar,
further money was collected in "petty money"
mainly from Irish contributors. The building fi¬
nally served as an articulation of difference of
one group and simultaneously as implementa¬
tion of their equalizing with the other groups of
population. Finish built up of Prague cathedral
was fully under control of the ruling elite in
the country and denomination of the massive
majority of the population. The strict hierar-
chism of the members, not only according to
economic key but also to the eminence of their
families, could however contribute, of course
with other factors like evident link with ruling
circles, to certain alienation of the church from
the society. Czech church and urban society ex¬
pressed to the process of finish built up rather
as conservative, paternalistic and rather reluc¬
tant to the changes of new era.
Real Impact of the Construction Law on the
Appearance of Town in the second half of
the
18Л
century and in the
Ιθ"1
century
MARTIN EBEL
Until the half of the IS"1 century the building
law was relatively stabile and concerned two
areas-exclusion of interfering into the rights
of a neighbour and security and fire preven¬
tion rules. Since the half of the 18th century the
situation had significantly changed-the build¬
ing rules were initially a part of fire prevention
rules, but on the beginning of the 19th century
special building rules ha been separated. A dif¬
ferent situation was in Moravia where wooden
buildings were prohibited since
1752,
while in
Bohemia since
1816.
The building regulations of the 19th century
deals first of all with the fire and static problems
and partially also with health and aesthetic
standpoints. Generally four basic circuits are
established which influenced the appearance
of contemporary town.
Width of the streets: Fortress towns of the
end of the 18th century served as patterns
(Te¬
rezín
and
Josefov).
With the exception of mag¬
nanimously founded suburb
Karlín
(the width
of streets approx.
23
m) the ordered width of
main streets was about
15-20
m, minor streets
about
12-14
m, while in small towns main
streets should have been
12-16
m
and minor
ones
8-12
meters.
Height and proportion of the house: In the
first half of the 19th century
3
over ground sto¬
reys were allowed, since the sixties of the 19th
century
4-5
stores and maximum height of the
main
façade
stabilized on
23-25
m.
Fire walls and gables: These were built,
and in some towns stipulated in the 18lK
cen-
tury,
but they were incorporated into building
regulations as far as in the beginning of the
19th century. Turning of the ridges at the same
time simplified water raining in from the val¬
ley among the houses. Supervision of the city
planner office on the outside appearance of the
houses is typical as far as for the 19th century-
firstly sufficed an approval, since
1829
should
have city planners supervised to maintaining
of descent colourfulness and erecting of main
façade
without decoration.
Heating went through biggest changes. The
dangerous chimneys made from wood and clay
were being replaced by manhole ones and from
the forties of the 19th century narrow, closed at
the bottom chimneys began to appear, intro¬
duction of stoves enabled both rising of clean
kitchens and greater variability of the house
disposition.
The building boom of the second half of
the 19th century brought new phenomenon suit¬
able for industrial loosened agglomeration-re¬
lieves against the building regulations at iso¬
lated industrial enterprises where surface fires
were not the threat.
Practical Manifestations of Modernization
of the City Sphere on the Example of Mora¬
vian Ostrava and its Suburb Communes
RADOSLAV DANĚK
The author strives in his contribution for par¬
tial way to document the process of a classical
urbanization of the 19th century on the example
Of Moravian Ostrava and its suburb communes.
Just Ostrava region had become a typical ex¬
ample of city agglomeration formed as a conse¬
quence of industrialization thanks to its connec¬
tion to then sources of economic wealth-coal
and iron. Modernization in the area of building
industry showed itself in three basic spheres.
1)
Even in the sphere of building discretion issu¬
ing of Moravian Building Code from
1869
must
be considered as fundamental milestone as it
was the first integral legal code regulating build¬
ing activity establishing contact with Commune
Code. The practical execution of the commune
administration of the individual commune
administrative offices passed through with
changes of variable intensity. Particularly the
example of Moravian Ostrava, but also of the
neighbouring
Přívoz
or
Mariánské Hory,
where
we can observe essential professionalization
of the city planner office as a consequence of
rapid building development, is striking.
Vítkovice,
which was also going through a
huge wave of building, is Ostrava's specific
case. Here the sphere of commune self-govern¬
ment significantly interwoven with company's
management which was quite obvious mainly
in technological and building area.
2)
Area of
public and private construction: construction
development was in the first phase spontane¬
ous and chaotic which was advantageous for
the big industry. Only with certain time de¬
lay more considered area planning as well as
greater regulation of construction activity ap¬
peared. Influence of coal entrepreneurs on the
construction works, showing in many disputes
between the representatives of mines and mi¬
nor construction investors or estate owners,
was another Ostravian specific feature limiting
the construction activities. In Moravian Ostrava,
reaching the agreement about staking out so
called construction rayon should have contrib¬
uted to the solution of the problem.
3)
Area of
construction enterprising: As a consequence of
the industrialization and urbanization of
Ostra-
vían
region a growth of construction trades and
their subsequent professionalization occurred.
Also national and social structure of Ostravian
builders had changed. The initial prevalence
of Czech building contractors was within the
course of the 19th century made up by the domi¬
nance of German entrepreneurs, among which
German speaking Jews relatively considerably
participated. A considerable role played also
the fact that strengthened migration of middle
and higher technicians towards the job in in¬
dustrial works and their technology-construc¬
tion departments. From this point of views the
share of individual building contractors on the
construction contracts is pursued. As well as
mutual correlation between the nationality of
the contractor and investor, i.e. if and, in what
rate economic nationalism might play a role at
assignment of private construction contract.
Renovation and Great Prague-Symbols of
Modernization of Prague in the last decade
of the
li)"1
century and the first decade of
the 20111 century
BLANKA SOUKUPOVÁ
The study deals with the modernization of
Prague-provincial city-in the last decade of
the 19th century and the first decade of the 20th
century. It outlines contemporary of modern
metropolis and tackling of Prague municipal
council with modernization. Similarly it deals
with the symbols of modernization-renova¬
tion and a difficult process of creating of Great
Prague. The contemporary ideal of modern city,
which had majority support in the public opin-
398
ion, analyses the contrast with the traditional
view at it in the time. This was expressed by the
so called defenders of old Prague who wished
to keep the character of the capital of Bohemian
к
Kingdom in its look of the half of the 19th cen-
•Ş
tury.
The modernists argued with their views
S
of healthy, open, and functional metropolis, or
іл
with the Prague's ambition toward Vienna, re¬
spectively, while the protectors of the historical
aspects with genius loci of the city and respect
to historical evolvement and tradition. Their ad¬
versaries saw in the new tendencies the Ameri¬
canization of the cities. They explained this
phenomenon as an inclination toward spiritless
uniformity in the society missing traditions and
without higher ideals of as shift from intimately
known surrounding towards to anonymous
and indifferent great city society. In the conclu¬
sion the study drew attention to the ambiguity
related to modernization Prague and shows its
connection with social atmosphere.
Kotera's
Settlement in
Louny
MARTIN
VOSTŘEL
Kotera's
settlement in the town of
Louny
is
unique example of Czech modern architecture.
Architect Jan Kotera was the first one to begin
with the development of a garden city in Czech
Republic. He used his numerous experiences
which he had obtained on his travels abroad,
in the construction of this settlement. He drew
upon German as well as English settlements as
he had known well Howard's theory on a gar¬
den city.
In
1909
he made a grandiose design on the
principles of such a type of a town. He wanted
to connect benefits of country and town living
conditions within it. His objective was to cre¬
ate pleasant and comfortable housing for the
railway employees just in the reach of their
workplace. The houses should have been sur¬
rounded by verdure. Lower part of the settle¬
ment should have served as a place equipped
with all the necessary facilities for the inhab¬
itants (a restaurant, grocer's, bath, laundry,
school building and even a church).
Unfortunately, the project had to be cut off
because of the limited budget as early as
1910.
Therefore, Kotera produced some other designs.
When the construction started in
1911,
it had al¬
ready been limited only on the upper housing
part. Totally
51
houses and two laundries were
built there. The houses can be divided into nine
types whose some characteristics are identical.
They are gently ornamentally decorated. Their
lower part is made of baked bricks whereas grey
masonry is typical for the upper part. Brick bal¬
cony columns are specific for these houses. Ko¬
tera put stress especially on verdure. A flower¬
bed is outside each building and a small garden
is a part of it as well. Maple trees were planted
in the streets. Kotera turned out to be master of
details as the settlement makes a good impres¬
sion in spite of its diversity.
I managed to find out the master-builders'
names and probably also the reason why Kot¬
era got such an interesting order. I also tried to
find something of the life of the local people as
well as some other up to now unsolved ques¬
tions. Age structure of the inhabitants, their
number, denomination and their jobs were de¬
termined within this work. Railway was able to
attract many new employees from various parts
of the monarchy at that time.
Kotera's
settlement in
Louny
is still an un¬
derestimated jewel of the Czech prewar archi¬
tecture. It overtook the construction of some
much more famous Prague settlements of this
type such as
"Ořechovka"
and "Sporilov". It
has been a very important specimen of Czech
modern architecture.
Pressure Clubs and Ways of their Interac¬
tions in Communal Politics at the End of
the
li)"1
century: Example of
Libeň
near
Prague
JAN VOBOŘIL
This study analyzes the structure of the
communal elite of
Libeň
and the activities of
its members at the end of the 19"1 century. For
the purposes of this study I consider as mem¬
bers of the elite first of all the members of the
local self-government but also the subjects
exploiting informal share of power (organized
workers, important industrial enterprises, trade
associations, etc.) that enforced their interests
by means of their economical and social influ¬
ence. At the end of the 19th century
Libeň
was
fast growing independent industrial communes
neighbouring to Prague. The members of the
communal elites had to solve a lot of new prob¬
lems at this time. First of all, modernization of
technical and social infrastructure, profession-
alization, and bureaucratization of commune
self-government as well as a change of the way
of financing of commune projects were under
way. The self-government in
Libeň
had at this
time rather a rural character with large repre¬
sentation of craftsmen, traders and owners of
smaller factories for whom the membership in
the organs of commune self-government was
an issue of prestige. In their organs only a few
of persons with higher political ambitions or
with university education appeared. Although
the self-government with such composition of
their members is often consider as an element
retarding the modernization of the commune,
the self-government in
Libeň
was pretty auda¬
cious when realizing of modernization projects
(as e.g. construction of
Libeň
harbour) and as
well as at the selection of their financing. This
study also deals with the formation of political
pressure groups. Since eighties two major politi¬
cal associations were formed as well as various
trades interest political groups. These subjects
disposed formal power and urged their interests
by means of their members in the organs of the
commune self-government. Another subjects
(as big factories or organised workers) com¬
bined when promoting their interests formal
and informal power based on their economic
and social capital. Antagonistic interests led to
number of confrontations. This study describes
some cases of these confrontations as well as
strategies of the subjects of interests participat¬
ing in them. A special attention is paid to a dis¬
pute about construction of a canteen in
První
českomoravská továrna na stroje
when a con¬
frontation of more of these subjects occurred.
Transformation of the Towns into Non-de¬
fective Places for Life
ANDREA
POKLUDOVÁ
Towns and urban society represent in the
process of modernization an interesting theme
of research of the contemporary European
historiography both for the wide scales of the
themes and from the point of exploiting of
interdisciplinary methods of research. The
study called
Transformace
m
st v
hygienicky
nezávadná místa
k
životu
aspires
to the goal of
bringing answers to raised questions concern¬
ing the role of self-governments in changing of
the towns to the modern and healthy places to
live. In the half of the 19th century Moravian and
Silesian towns were in the second stage of the
epidemiologie
transition i.e. in the pandemic
of infectious diseases. The towns would be re¬
peatedly hit by the European waves of cholera,
and almost yearly epidemics respectively pan¬
demic of scarlet fever, rubella, whooping cough,
diphtheria, smallpox and typhoid would break
out across the population. The mortality was
extremely high as medicine in the half of the
19th century did not know the originators of the
above mentioned diseases, and in case of out¬
break of epidemics we would be hardly able to
speak about modern curing of these infections.
As well as the steps done by the self-governing
organs, were short termed, non-systematic so¬
lution of the established state.
Only after establishing of hygiene as modern
scientific discipline in the last third of the 19th
century a significant progress in prevention
and prophylactic in infectious diseases had oc¬
curred. Western and Central Europe reacted to
the achieved progress in medicine by reform of
public medical care in the towns. Outline of re¬
alized reforms of public medical care provides
the core of submitted study and it comprises
e.g. a build up of modern sanitary infrastruc¬
ture and urban hospital institutions. The study
deals also with the cooperation of the state
health administration and local-government
at suppressing of acute infectious diseases
and installation of preventive measures, and
subsequently the contribution of health profes¬
sionals in the services of local governments is
assessed. Due attention is also dedicated to the
key successes of modern public health care on
the example of transformation of infectious dis¬
eases hitting the population into common child
diseases. The essay is finished by presenting
of unique and reforming steps of public health
care as e.g. establishing of school physicians,
paid from the budget means of the commune
or regulation of prostitution established by the
self-government.
The given problematic is worked out on the
file of some typologically different towns. The
realized research implies that in the years
around
1900
many towns had become relatively
healthy places to live, though the towns got into
debts the commune budget.
Electrification of Municipalities in Moravia
and Austrian Silesia until World War One
PAVEL KLADIWA
Electrification of Moravia and Austrian Silesia
started later if compared with Western Europe.
On the eve of World War One only one quarter
of Moravia and Austria Silesia population could
use electrical power against three quarters of
the inhabitants of
Wilhelm
Germany. Area elec¬
trification started only in the first Czechoslovak
Republic, the power stations were until
1914
built mostly in industrial centres for needs of
industry, public lighting, and mass transporta¬
tion. The first power stations let it be the works
one, private or communal, were from today's
point of view small ones. The era of big capac¬
ity power stations began the last pre-war years
by the built-up of the power station in
Rosice
at
Brno which was very different from the
previ-
ous facilities. It regarded the price of produced
current, rate of profit, and understandably also
the investment costs that were so high that a
close interconnection with banking capital was
essential.
In the case of the oldest communal power
stations the commune self-government faced
high risk. The technological equipment which
was invested into by them becomes, thanks
to the abrupt evolvement, obsolete. The town-
halls were not able to estimate in most cases
the future growth of the consumption of electric
power, so within couple of years they regularly
face a lack of capacity of the power station. The
town-halls missed mostly needed experts, who
would contribute to the correct decisions. As the
study shows on the example of
Nový Jičín,
the
town-halls which started with built-up of the
power station with delay of ten or twenty years
(compared with the oldest facilities) yielded
from this time a more thought out concept.
Profitability was relatively considerable in
the economically significant localities even
in the stage of small power stations and if the
town-halls had preferred a contract with pri¬
vate subject to the enterprise in their own run¬
ning, they lost profits in ten and hundred thou¬
sands yearly. The same was true in the case of
tramways.
With the connection with penetration of
gross-capital in the last years before World
War One economical nationalism appeared
even on this field. The Czech (in the language
sense) electrical industry waged an unequal
war with German competitors. When consider¬
ing purely economic factors (ratio quality/price,
strength, experience, and reputation of the pro¬
ducer) the Czech firm would have obviously to
be handicapped, however another important
quantity appeared-national-economic factor
as it was clearly shown by establishing of three
Moravian electric associations.
MÈSTO A
MESTSTKA
SPOLEČNOST V PROCESU MODERNIZACE
1740-1918
Vydala Ostravská univerzita v Ostravě
Ostrava
2009
Pavel Kladiwa
-
Aleš Zářický
(Eds.)
Odborná spolupráce: Lucie Kučová, Jiří Schoffer
Grafická úprava a sazba:
Kazimierz Gajdzica
Tisk a vazba BFINIOR Finidr, s.r. o., Český Těšín
[ Bayerische
Λ
Staatsbibliothek
Obsah
І
о
7
Slovo úvodem
13
Co je to modernizace?
MILAN HLAVAČKA
20
Město a městská společnost v českých zemích v
19.
století
JANA MACHAČOVÁ
-
JIŘÍ MATĚJČEK
I. Prameny a metodika
45
Vzájemné vztahy měšťanstva a dělnictva na místní a regionální úrovni
(Metodické podněty z německé a rakouské literatury)
LUKÁŠ
FASORA
56
Smetanova Plzeň? Poznámky
к
roli místních elit v konstrukci lokální,
regionální a nadregionální identity během
19.
století
JIŘÍ ŠTAIF
71
Haličské imigrační vlny do Moravské Ostravy a jejich odraz
na stránkách českého denního tisku a krásné literatury na počátku
20.
století
HANA ŠÚSTKOVÁ
80
Ostravské dělnické kolonie optikou krásné literatury:
od obžaloby kapitalistického systému po obhajobu starých časů
MARTIN JEMELKA
103
Senzační masový tisk jako pramen
к
studiu městského prostoru
a jeho obyvatelstva
JAKUB MACHEK
114
Měšťanské vrstvy ve Stavovském divadle na přelomu
18.
a
19.
století
HANA ZIMMERHAKLOVÁ
119
Umělecké spolky a jejich funkce při formování občanských kultur
19.
století
(Možnosti středoevropského srovnání)
TOMÁŠ
KAVKA
II.
Společenskoekonomické procesy
133
Některé problémy slezských měst v procesu modernizace
(1740-1914)
DAN GAWRECKI
147
Národnostní problémy slezských měst v době modernizace
1740-1918
MARIE GAWRECKÁ
160
Modernizace „po velkopolsku". Pokus o charakteristiku modernizačních procesů
ve Velkoknížectví poznaňském ve
2.
polovině
19.
a na počátku
20.
století
DAMIAN SZYMCZAK
6 168
Proselytismus
jako modernizační fenomén
(na příkladu Moravské Ostravy v letech
1850-1920)
MARTIN JEMELKA
5 179 XIX.
století, století okrašlovacích spolků (strakonický Spolek
Renner)
β
JIŘÍ KUPKA
O
187
Státní úřednictvo a jeho vliv na rozvoj venkovských měst
MARIE MACKOVÁ
198
Liebiegové a jejich vliv na utváření městského prostředí
v procesu industrializace severních Čech
JIŘÍ BAREŠ
205
Obecná charakteristika vlivu stávkového hnutí na život
v předlitavských městech na přelomu
19.
a
20.
století
STANISLAV
KNOB
229
Hrušov jako příměstská sídelní jednotka industriálního typu
(Charakteristika některých zvláštností života a zániku této specifické lokality
z
antropologického
hlediska)
VLADIMÍR J. HORÁK
-
NICOLE
HIRSCHLER-HORÁKOVÁ
-
ALEŠ ZÁŘICKÝ
237
Sv. Patrik versus sv. Vít: sociální strategie a instituční změna při dostavbě
katedrály sv. Víta v Praze a výstavbě katedrál v
Melbourne
a New Yorku
PAVEL KALINA
III.
Konkrétní problémy městské samosprávy
251
Reálný dopad stavebního práva na podobu města
v druhé polovině
18.
století a v
19.
století
MARTIN EBEL
257
Praktické projevy modernizace města v oblasti stavebnictví
na příkladu Moravské Ostravy a jejích předměstských obcí
RADOSLAV DANĚK
275
Asanace a Velká Praha
-
symboly modernizace Prahy
v posledním desetiletí
19.
a v prvním desetiletí
20.
století
BLANKA SOUKUPOVÁ
293
Kotěrova kolonie v Lounech
MARTIN VOSTŘEL
308
Zájmové skupiny a způsoby jejich interakce v komunální politice
na konci
19.
století: Příklad Libně
u
Prahy
JAN VOBOŘIL
331
Transformace měst v hygienicky nezávadná místa
к
životu
ANDREA POKLUDOVÁ
342
Elektrifikace municipalit na Moravě a v Rakouském Slezsku do
I.
světové války
PAVEL KLADIWA
359
Jmenný rejstřík
363
Místní rejstřík
367 Zusammenfassung
385
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