Człuchów w latach 1772 - 1815: z problematyki małego miasta pomorskiego
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Człuchów [u.a.]
Muzeum Regionalne [u.a.]
2006
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Nach der Unterzeichnung des Teilungsvertrages vom 5.August 1772
wurden seine Bestimmungen durch die preußische Verwaltung laut Anweisung
von Friedrich
П.
sofort eingeführt.
Am 20. September kamen Bevollmächtigte Friedrich
II.
mit
einer Infanteriekompanie und einem Dragonertrupp nach Schlochau. Die
polnische Schlossbesatzung wurde in Gefangenschaft genommen. Den im
Schloss versammelten Stadtrat und Schöffen überreichten die preußischen
Kommissare ein Besatzungs-Patent. Vom Rathaus und vom Schlosstor wurden
die polnischen Adler abgenommen und durch das preußische Wappen ersetzt,
auch das Schloss- und das Stadtarchiv wurden beschlagnahmt.
Aufgrund der Verordnung vom 13. September 1773 (Reglement
für die Magistrate der Königlichen Westpreußischen Städte außer Elbing)
wurde von der Kriegs- und Domänenkammer in Marienwerder anstelle
der aufgelösten Stadtverwaltung der Schlochauer Magistrat in folgender
Besetzung ernannt: ein Polizeibürgermeister, ein Kämmerer, ein Schreiber
und ein Ratsherr. Die aus der Stadtkasse besoldeten Amtsträger (außer dem
Magistratratsherrn) waren Staatsbeamte auf Lebenszeit. In Schlochau wurde
kein Justizbürgermeister ernannt, da die Finanzlage der Stadt sehr schwierig
war. Die Rechtssachen der Stadt wurden dem Domänenjustizamtmann des
Königlichen Domänenrentamtes Schlochau übergeben.
Die Niederlage bei Jena und Auerstedt im Jahre 1806 und der
Vertrag von Tilsit haben die Schwäche des preußischen Staates besonders
hervorgehoben und wirtschaftlich-soziale Nachwirkungen verursacht, vor
allem durchgreifende Reformen in vielen Lebensbereichen - insbesondere
eine Verwaltungsreform. Ein Teil der Reform war die neue Städteordnung
von 1808. Das Gesetz über Städteordnung vom
^.November
3808 hat die
Versammlung der Ratsmitglieder als Hauptorgan der Stadt eingeführt, das
von allen wahlberechtigten Bürgern gewählt
wurde. Der Stadtrat wählte den Magistrat in folgender Besetzung: ein
87
Bürgermeister, ein Kämmerer und 3 bis
б
nicht besoldete Ratsherren.
Zum ersten neu gewählten Schlochauer Magistrat gehörten:
Bürgermeister Steffahni, Kämmerer Behrendt und die Ratsherren: Johann
Schoencke, Johann Rosinski und Simon Jaede.
NebendemStadtratunddemMagistratwiirdenDeputationenundKommissionen
zu den bestimmten sozialen und administrativen Angelegenheiten eingesetzt.
Diese bestanden aus Stadtrats- und Magistratmitgliedern, sowie kooptierten
Fachleuten aus Bürgerkreisen. In den
Jalaren
1809-1810 entstanden folgende
Kommissionen und Deputationen: die Polizei Deputation, die Militär
Deputation, die Kirch-Schul-Baukommission und eine Armendirektion.
Als Schlochau von Preußen in Besitz genommen wurde, lag auf der
Stadtkasse-so wie inmeistenpommerschenStädtenauch-eine Schuld von 603
Reichstaier und 60 Groschen (Angaben vom Jahr 1778). Die wirtschaftliche
LageSchlochausverschlechtertesichwesentlichjWeildiepreußischeRegierung
den Städten ihr bisheriges Einkommen entzog, u.a. die Verbrauchsteuer, die
fortan vom Staat erhoben wurde. Das begrenzte Stadteinkommen wurde mit
einer Regierungssubvention aus sog. Kompetenzgeldern ergänzt und nach
dem Ermessen des Oberamtes ausgezahlt. Mit der Übernahme durch Preußen
verlor Schlochau seine Autonomie, sowie seine finanzielle Selbständigkeit.
Der Haushaltsplan musste durch die Kriegs- und Domänenkammer in
Marienwerder und die Beamten der Generaldirektion Westpreußen in Berlin
genehmigt werden. Durch den Zwang, das preußische Finanzsystem einführen
zu müssen, verloren die Städte zwar ihre Selbständigkeit, zugleich wurde aber
das bisherige Finanzsystem neu geordnet und transparenter.
Das Einkommen der Stadtkasse in Schiochau schwankte in den
Jahren 1774-1815 zwischen 359,- bis 1727,- Reichstaler (im Durchschnitt
967,- Reichstaler im Jahr), Das Einkommen der Stadt war vor allem abhängig
von den Mieten der Häuser, Grundstücke, Bürgerscheunen, Judenhäuser,
Brotbänke sowie den ewigen Pachten (in den Jahren 1775-1815 - 57,4 %
des gesamten Einkommens), des Weiteren von den Regierungssubventionen
( 14,4% des gesamten Einkommens).
Die Ausgaben waren in der Regel niedriger als die Einnahmen. Den größten
Anteil daran hatten die Beamten- und Stadtdienerbesoldung (in den Jahren
1775-1814 durchschnittlich 45,6% der gesamten Ausgaben im Jahr), die
Verwaltungs- und Ordnungskosten und die Steuer und Gebühren für den
Staat. Größere Investitionen konnte sich die Stadt erst nach mehrjähriger
Anspanmg von Haushaltsüberschüssen leisten.
Für die Jahre 1772-1816 war eine Steigerung der Einwohnerzahl
kennzeichnend. In dieser Zeit ist die Bevölkerungszahl der Stadt Schlochau
von 600 Einwohnern im Jahre 1772 auf 1273 Einwohner im Jahre 1816
angestiegen. Schlochau war eine der kleinsten Städte im damaligen
Westpreußen. Von 16 Städten der früheren Wojewodschaft Pommerellen
hatten nur Berent, Landeck, Tuchel und - seit Ende des 18. Jahrhunderts -
Baldenburg eine niedrigere Einwohnerzahl.
Ende des 18. Jh. bis Anfang 19 Jh. bestand die Mehrheit der Familien
aus Protestanten (57-59% aller Familien), gefolgt von Familien katholischen
und dann mosaischen Glaubens. Der Anteil jüdischer Einwohner entwickelte
sich in der geforschten Periode auf ca. 20 - 30%, der Stadtbevölkerung,
wodurch sich Schlochau von anderen Provinzstädten unterschied.
Schlochau war eine offene Stadt, d.h. die Stadt war von keiner
Stadtmauer umgeben. Der Marktplatz mit dem Rathaus als Zentrum
war umringt von Brotbänken und Verkaufsständen. Zu den öffentlichen
Gebäuden zählten eine katholische Pfarrkirche, das Wirtshaus und ein kleines
Krankenhaus. In den Jahren 1774-1778 gab es in Schlochau ca. 127- 130
bewohnte Häuser, davon nur zwei in massiver Bauweise, d.h. aus Ziegelsteinen
gebaut und mit Dachziegeln gedeckt. Die anderen Gebäude waren aus Holz
oder aus Fachwerk mit Lehmverputz, bedeckt mit Stroh oder Dachschindel.
Von 130 in Schlochau gemeldeten Häusern, waren 27 minderwertige Häuser,
sog. Buden, weitere 26 Häuser befanden sich in der Vorstadt lokalisiert und
wurden von jüdischer Bürgern bewohnt.
Im Jahre 1793 brach ein Brand aus, der fast die ganze Stadt ergriff.
Es ist nicht viel erhalten geblieben: die Pfarrkirche, das Pfarrhaus, 15
Bürgerhäuser, 12 Buden, 2 Schäferhäuser, 5 Scheunen und die Judenschule.
Der Brandschaden wurde auf 36704,- Reichstaler geschätzt; Nach dem Brand
89
von 1793 empfahl die preußische Regierung den Stein- und Dachziegelbau zu
bevorzugen. Mit Erfolg. In den Jahren 1798 -1805 bestanden 80% aller Häuser
aus mit Dachziegeln bedeckten Steinhäusern. Obwohl in der geforschten
Periode der Wiederaufbau der Stadt voranschritt, wurde das Rathaus - aus
finanziellen Gründen - nicht neu aufgebaut. Nach dem Brand fanden die
Magistratsitzungen, und nach dem Jahr 1808 auch die Stadtrattagungen in
Mieträumen statt. Auch für das Stadtgefängnis und dem Gericht wurden
Räume gemietet.
Die Stadt hatte einen landwirtschaftlichen Charakter. Zweitrangig
waren die Grundgewerbe mit wenigen Meistern in einem Beruf (mit
Ausnahme von Schuhmachern). In der Regel arbeiteten die Meister aufgrund
Auftragsmangels allein. Selten wurden Gesellen und Lehrlinge eingestellt.
Die Werkstatt konnte die Existenz der MeisterfamiÜe nicht immer sichern.
Ein kleines Ackerstück zu bewirtschaften, eine Kuh oder ein Schwein zu
halten war für viele die Möglichkeit, das Hausbudget zu verbessern.
Im besprochenen Zeitraum waren Geschäftsbeziehungen in Schlochau
unterentwickelt. Der Großhandel in der Stadt und in der Umgebung, betrieben
von jüdischen Kaufleuten aus der Vorstadt, wurde auf den Ankauf von Wolle
und den Textilienverkauf begrenzt. Der Einzelhandel machte auch keinen
großen Eindruck. Handwerksbetriebe wurden in den Meisterhäusem betrieben,
Brot hat man in Brotbänken verkauft. Anfang des 19. Jh. gab es in der Stadt 5
Brotbänke und 2 Verkaufsstände. Es fanden auch keine wöchentlichen Märkte,
wie in anderen Städten statt. Jahrmärkte, die vier Mal im Jahr veranstaltet
wurden, waren schlecht besucht.
In der Schlochauer Geschichte hatten die Jahre 1772-1815
besondere Merkmale, und zwar steigende Einwohnerzahlen, eine
Stadtmodernisierung, eine Verbesserung der Finanzverwaltung sowie ein
wirtschaftlicher Aufschwung, der mit dem Versuch verbunden war, hier ein
Textilproduktionszentrum zu gründen.
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