Suchergebnisse - Zwicker 1969-
Kneifer
Der Kneifer (auch Klemmer, Pince-Nez oder Zwicker) ist die seitenbügellose Nasen-Klemm-Brille vom zweiten Viertel des 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert (um 1840–um 1940). Sie waren eine modernere Variante der mittelalterlichen Klemmbrillen und wurden parallel zu den bereits erfundenen Ohrenbrillen (Brillen mit Seitenbügeln) verwendet. Diese damals modernen Klemmer hatten eine hoch elastische Federspange zwischen den Gläsern und seitliche Nasenauflagen, oft mit Kork bzw. Lederauflage. Die federnde Verbindung zwischen den Gläsern sorgte nicht nur für einen guten Sitz auf der Nase, sondern man konnte auch, für besonders kleine Etuis, die Gläser übereinander falten.Kneifer waren in ganz Europa und Nordamerika, in allen Gesellschaftsschichten und geschlechterübergreifend, äußerst beliebt und wurden nicht nur als Lesebrillen, sondern auch sehr oft als Fernbrillen, genutzt. Ihr Vorteil gegenüber den Ohrenbrillen war nicht nur das schnelle auf- und absetzen und auch der freiere Blick zur Seite, sondern tatsächlich auch kosmetische Gründe sprachen für die fehlenden seitlichen kopfumgreifenden Bügelstangen. Dadurch wirkte der Kneifer für das damalige Empfinden nicht, oder zumindest weniger, als eine umgeschnallte Prothese, sondern eher wie ein Accessoire. Besonders beliebt waren daher dann auch die im Gesicht kaum noch auffallenden randlosen Varianten.
In der Mehrheit werden die Bezeichnungen Kneifer, Klemmer und Pince-Nez verwendet (Hersteller, historische Fachliteratur), seltener die Bezeichnung Zwicker oder Zwickel (Unterhaltungsliteratur des 20. Jh.). Dazu gibt es eine fast unendlich wirkende Menge an Bezeichnungen und Kombinationen die von den Herstellern in ihren Katalogen und ihrer Werbung oft modellübergreifend verwendet wurden bzw. in Fachbüchern und Fachpublikationen vorkommen: China-, Japan-, Kanada-, Amerika-, Wiener-, Kaiserklemmer, Sportkneifer, Autofixklemmer, Pince-nez, Pincenez, Oxford Kneifer, Winsor-Kneifer, englischer Klemmer, Fernklemmer, Nahklemmer, Halbklemmer (mit einem Glas für z. B. Einäugige), Halbbrillenkneifer (mit zwei halbierten Gläsern), Patent-Kneifer mit federnden Doppelklemmstegen (um 1880), Lohmanns Orthozentrische Kneifer (1919), Spiralkneifer, Brillenkneifer, Schmetterlingskneifer (M.v.Rohr, 1934). (Quelle: )
Kneifer mit Bi–Gläsern und ovaler Glasform stammen vorrangig aus der Zeit 1840–1915, Kneifer mit runden konvex–konkaven Menisken Gläsern von 1912 bis 1940 und später. Ende des 19. Jh. und Anfang des 20. Jh. hatten die ovalen und später runden Brillengläser Standardgrößen, die der Optiker vom Glashersteller für seine angebotenen Kneifer (und auch Ohrenbrillen) fertig gerandet ordern konnte. Der Optiker hatte somit für den Kunden, zu dem ausgewählten Kneifer, direkt passende Gläser in unterschiedlichen sphärischen Dioptriewerten in seinem Glaslager die dann, je nach Werten, zeitnah montiert werden konnten. Für randlose Monturen gab es eben solche Standardgläser, die bereits mit entsprechenden Bohrlöchern versehen waren.